«Mit dem Studium der Noten ist es nicht getan»

Jesús López-Cobos, Generalmusikdirektor des Teatro Real Madrid, über seine Berliner Lehrjahre, den Dirigenten-Guru Hans Swarowsky und den Jugendwahn in der Klassikszene

Herr López-Cobos, Sie haben neunzehn Jahre lang, von 1971 bis 1990, das Orchester der Deutschen Oper Berlin dirigiert, zehn Jahre davon als Musikchef. Damals zählte das Haus zu den ersten Adressen der internationalen Opernszene. Warum sind Sie gegangen?
Ich hatte den Eindruck, dass die Routine überhand nahm. Ich war opernmüde und wollte mich neu orientieren. Die Arbeit mit dem Kammerorchester Lausanne, die sich an die Berliner Jahre anschloss, bedeutete das Gegenteil von dem, was ich zuvor gemacht hatte. Ich habe nach Berlin zehn Jahre praktisch keine Oper dirigiert.



Gleichwohl war Berlin der Startpunkt für Ihre Laufbahn...
Das kann man wohl sagen. Ich kam frisch von der Hochschule in die damals geteilte Stadt und hatte an der Deutschen Oper die Chance, von der Pike auf das Handwerk und das Repertoire zu lernen.

Sie sind Schüler des legendären Hans Swarowsky. Wenn Sie an diese Zeit zu­rückdenken – was hat sich heute in der Ausbildung geändert?
Dass man heute als angehender Dirigent zum Beispiel kaum noch mit einem professionellen Orchester probieren kann. In den Kursen von Swarowsky war das noch selbstverständlich. Da stand dreimal pro Woche für jeweils drei Stunden ein Profi-Orchester ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2007
Rubrik: Magazin, Seite 59
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
Angst- und Wunschtraumzauber

Angst- und Wunschtraumzauber

Wie Katharina Wagner und Robert Sollich bei den «Meistersingern» neue Hörperspektiven schaffen

chuhe sind normalerweise nicht das, worauf es bei einer Opernaufführung ankommt. Jedenfalls nicht auf der Bühne. Von den Choristen hat jeder zwei, drei Paar in der Garderobe. Das reicht aus, um vierhundert Jahre Operngeschichte zu durchqueren....

Konkurrenz für Wien?

Wotan ist ein Loser – kläglich wird sein grandioses «Second-Life»-Konzept schei­tern. Doch am Schluss von «Rheingold» sieht alles noch vielversprechend aus. «Abendlich strahlt der Sonne Auge; in prächtiger Glut prangt glänzend die Burg», schwärmt der Gott, kompetent vertreten durch den amerikanischen Heldenbariton James Johnson. Wäh­rend­dessen führen uns die...

Feldmarschallin und Großherzogin

Régine Crespin, die am 5. Juli in einem Pariser Krankenhaus im Alter von achtzig Jahren verstorben ist, war ohne Zweifel die bedeutendste französische Opern­diva in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Eine typische Vertreterin französischer Gesangstradi­tion war sie weniger. Zwar hat sie einige Partien des französischen Repertoires gesungen, etwa...