Thema verfehlt

Massenet: Don Quichotte
Berlin | Deutsche Oper

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Rot, rot, immer wieder rot. Warum fällt den Kostümbildnern für starke Frauen immer nur das eine ein? Auch Clémentine Margaine muss im neuen Berliner «Don Quichotte» als Dulcinée natürlich die Hallo-Ich-Bin-Begehrenswert-Signalfarbe tragen. Weil Katrin Wolfermann der schwangeren Sängerin aber ein denkbar spießiges Kleid mit Schleife am Hals verpasst und der dunkelhaarigen Französin eine billige Blondinenperücke übergestülpt hat, wirkt sie aus der Distanz des Zuschauerraums, pardon, wie ein Transvestit.

Doch es ist nicht nur diese unfreiwillig groteske «Dame Edna de la Mancha»-Assoziation – für die gesamte Produktion gilt leider: Thema verfehlt. Das viel zu klein dimensionierte American-Diner-Restaurant, das Katrin Bombe entworfen hat, muss mit sinnlosen Tapetenmustern in die Höhe gestreckt werden, um den Bühnenrahmen der Deutschen Oper halbwegs auszufüllen. Die Kellnerinnen tragen grässliche Kittel-Uniformen, Choristinnen wie Choristen sind als graue Herren gewandet. Blass soll die Gesellschaft sein, der Regisseur Jakop Ahlbom die bunte Fantasiewelt Don Quichottes entgegenstellt. Allerlei Augenpulver wird da aufgeboten: Akrobaten schlagen Salti, Zaubertricks werden vorgeführt, es ...

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Opernwelt Juli 2019
Rubrik: Panorama, Seite 33
von Frederik Hanssen

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