Manhattan Transfer
Stockholm oder Boston? Der stellvertretende Hausherr entscheidet sich zunächst für einen italienischen Operettenstaat, was im ersten Bild zu den üblichen Augenschmerzen führt. Danach hat Operndirektor Horst Kupich, der diesen Verdi eigenhändig inszeniert, seinem Ausstatter weitgehend Farbenverbot verordnet: nur noch rot und schwarz, dazu etwas weiß! Die Sache läuft nun in optischer Hinsicht optimal. Es gibt keinerlei Dekoration, keinen Nippes, die Protagonisten beherrschen die Szene, unangefochten von Requisiten, was angesichts der Besetzung ein reines Vergnügen ist.
Und bei dieser von GMD Golo Berg bestechend sauber und poetisch ausformulierten Musik ohnehin. Auch dass uns hier kein gustavianisches Schweden vorgeführt wird, geht völlig in Ordnung. Zwar klagte Verdi furchtbar über die Zensur, die einen Königsmord auf der Bühne untersagte und die Handlung nach Amerika verlegen ließ, doch für ein authentisches Milieu hatte der Komponist genauso wenig getan wie sein Librettist.
Also kein Gustav III., sondern der altvertraute Riccardo, Gouverneur von Boston, hier als Graf tituliert. Karo Khachatryan singt ihn treffsicher; dass er ihn verkörpert, kann nur von der letzten Szene ...
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Opernwelt Mai 2017
Rubrik: Panorama, Seite 44
von Volker Tarnow
Nicht nur Platz eins gebührte ihm mit «Arabella», gleich dreimal war Richard Strauss unter den zehn meistgespielten Opern zwischen 1933 und 1944 vertreten – mit «Daphne» auf Rang sechs und «Friedenstag» auf Rang neun. Im Rückblick gesehen neben Werner Egk der einzige Prominente – Rudolf Wagner-Régeny, Norbert Schultze (er schrieb immerhin «Lili Marleen») oder Mark...
Wie viel Pragmatismus verträgt dieses maßlose Werk? Erstaunlich viel. In Gelsenkirchen, das zwar eines der schönsten Musik-Theater des Landes stolz erhält, aber nicht als Hauptort der Wagnerpflege gelten kann, gräbt Intendant Michael Schulz überraschend wenig nach finsteren Subtexten, so wie Kollege Jens Daniel Herzog ein paar Kilometer Ruhrgebiet weiter in...
Es geht ihm durchaus um Schönheit, Wahrheit, musikalische Logik, nicht jedoch um Konsens und Konsum. Lange haftete Helmut Lachenmann das Etikett des Zerstörers, Verweigerers, des «Geräuschkomponisten» an. Noch bei der Uraufführung seines «Mädchens mit den Schwefelhölzern» 1997 in Hamburg polemisierte der «Spiegel» unverhohlen. Inzwischen wurde das Stück in ganz...