«Man sieht das Wirkliche»
Herr Harnoncourt, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit dem Werk Mozarts. Was ist für Sie die größte Herausforderung, wenn Sie sich auf eine neue Produktion wie den «Idomeneo» vorbereiten?
Ich möchte die Grundidee des Komponisten jedes Mal wieder neu finden. Der Grazer «Idomeneo» ist mein dritter Anlauf zu diesem Stück, es gibt kaum eine Oper Mozarts, die ich nur einmal gemacht habe. Übrigens ist Mozart für mich wahrscheinlich der einzige Komponist, der immer Theatermusik schreibt.
Ich fand schon seit jeher in jeder Violinsonate, in jeder Kammermusik, in jeder Sinfonie Musiktheater. Insofern kann ich bei Mozart Oper von Instrumentalmusik nicht trennen.
Sind die Opern Mozarts – weil hier das Theater sichtbar ist – leichter zu interpretieren als seine Instrumentalmusik?
Wahrscheinlich ja, das Szenische hilft. Selbst wenn man es konzertant macht, hilft die Textierung – man kann erkennen, ob sie durch die Musik unterstützt wird oder ob es Subtexte gibt, was bei Mozart sehr oft der Fall ist. Im Gegensatz zum Sprechtheater kann ich in der Musik einen Text und zugleich zwei, drei Subtexte vermitteln. Wenn man das nicht erkennt, entsteht eine Orchesterbegleitung und so ein die Idee der ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
«... und wir Männer ersehen aus diesem Stücke, wie wir durch die Weiber, im günstigsten Falle, zu Grunde gehn.» Mit diesem ironisch-zynischen Resümee beschließt Heinrich Heine in den «Memoiren des Herrn von Schnabelewopski» die Geschichte vom Fliegenden Holländer, die Wagner zu seiner gleichnamigen «Romantischen Oper» inspirierte. Heines wahrlich witziges Paradoxon...
Es hatte in der Luft gelegen. Immer wieder war das Essener Aalto-Theater während der letzten Jahre positiv aufgefallen. Mit Produktionen, die szenisch auf der Höhe der Zeit standen, ohne sich zeitgeistig anzubiedern. Mit einem intakten Hausensemble, das sein Handwerk aus dem Effeff beherrscht – von Händel bis Wagner, von Bellini bis Aribert Reimann. Mit einem...
Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin: So lautet nicht nur alljährlich der freudetrunkene FanGesang all jener Fußballanhänger, die dem Pokalendspiel entgegenfiebern. Auch als Kulturmetropole steht die bundesdeutsche Kapitale hoch im Kurs – und zwar weltweit. Davon profitieren nicht zuletzt die drei Berliner Opern. Dass der Bund den Großteil der Sanierungskosten...