Magische Monaden
Bezaubernd schön ist dieses Bild nicht. Eher bestürzend, tragikomisch. Aber es ist ein wichtiges, ein wesentliches Bild. Weil es in seiner vorgeblichen Trivialität poetische, bedrohliche Sprengkraft birgt, weil es so viel (aus)sagt über die genialische Kunst Achim Freyers, Musik und Geschichte in einen Rahmen zu setzen, in dem sie aufgehoben sind, ohne einander aufzuheben. Es erzählt dieses Bild davon, wie amüsant ein Märchen sein kann, das heiter eigentlich gar nicht ist, und zugleich wie tieftraurig seine Wendungen zuweilen sind.
Was sehen wir also? Wir sehen, weil die Kamera sehr nahe heranfährt, eine Konservenbüchse der Marke «Carroll’s», in den Farben Rot und Weiß, darüber wölbt sich eine riesige Mundharmonika. Wir sehen das weiß gewandete Mädchen Alice (Sally Matthews), umgeben von der hässlichen Herzogin (Cynthia Jansen), der scharfzüngigen Königin (Gwyneth Jones) und einer Schildkröte (Rüdiger Trebes). Absurde Konstellation in absurder Gebärde, schubertisch angeweht: Der Tod und das Mädchen.
Und dann hören wir, als käme sie aus dem Nichts, aus dem Nirgendwo, diese Melodie, die, obschon sie leicht verfremdet ist, uns so vertraut scheint, weil wir sie aus einem Film kennen, ...
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