Macht des Schicksals?

Er hatte noch viel vor. Die «Nummer eins» sollte die Kölner Oper werden. Uwe Eric Laufenberg war auf einem guten Weg. Innerhalb von drei Jahren hat er das Krisenhaus wieder nach oben gebracht. Doch dann war plötzlich Schluss. Finale einer Erfolgsstory, die im Dauerstreit um Geld und Kompetenzen versank und mit dem Rausschmiss des Intendanten endete. Wie konnte es so weit kommen? In den folgenden Beiträgen versuchen wir, die Bilanz einer paradoxen Entwicklung zwischen Euphorie und Depression zu ziehen – mit einem Essay über die mentalen Wurzeln einer vermeidbaren Konflikteskalation und mit der Würdigung eines künstlerischen Aufschwungs.

Opernwelt - Logo

––  I  ––––

Am 3. März 2009 stürzte das Historische Archiv der Stadt Köln ein. Eine vermeidbare Katastrophe, die zwei Menschen das Leben, den Oberbürgermeister (indirekt) das Amt und die Stadt unersetzliche Zeugnisse ihres kulturellen Gedächtnisses kostete.  Die Ursache des Desasters war schnell ermittelt: Pfusch am umstrittenen U-Bahn-Bau – einem Prestigeprojekt, das gegen viele Bedenken und trotz explodierender Kosten vorangetrieben wird.

Als die Dokumente aus zweitausend Jahren in die Tiefe gerauscht und unter Schutt und Schlamm begraben waren, herrschte allgemeine Ratlosigkeit.

Wieder einmal musste das Schicksal als Sündenbock herhalten. Dabei hatte es schon vor dem Einsturz konkrete Hinweise auf technischen Schlendrian im U-Bahn-Tunnel gegeben. Als sich ein kompletter Kirchturm neigte, nahmen die Kölner das humoristisch, bemühten bald Vergleiche mit Pisa und freuten sich schon über die neue Touristenattraktion. Man redete sich die Lage lieber schön, statt der Sache, im Wortsinn, auf den Grund zu gehen. Was in dem unterhalb der Kirche verlaufenden U-Bahn-Schacht womöglich falsch gelaufen war, wollte man so genau nicht wissen, man prüfte hier und flickte dort. Bis zum großen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Jahrbuch 2012
Rubrik: Opernhaus und Ärgernis 2012, Seite 26
von Christoph Vratz, Albrecht Thiemann

Weitere Beiträge
Gülden, grau und silberblau

Was heut gehet müde unter,
Hebt sich morgen neu geboren.
Manches geht in Nacht verloren –
Hüte dich, sei wach und munter.

Diese Verse aus Eichendorffs «Zwielicht», von Robert Schumann im «Liederkreis» op. 39 vertont, könnten auch die Problematik der alternden Sängerstimme beschreiben. Dietrich Fischer-Dieskau hat den Zyklus nach Gedichten von Eichendorff 1985...

Accento verdiano: Verdi singen

Frau Kammersängerin, in Ihren Memoiren...
Ludwig: ... hab ich nichts über Verdi geschrieben, oder?

Doch, doch: Es gibt eineinhalb Seiten über ihn. Sie schreiben, dass Sie die Lady Macbeth mit Zinka Milanov gelernt haben. Da würde ich gern wissen: Was genau haben Sie von ihr gelernt?
Ludwig: Na ja, ich hab die Lady zugesagt, weil ich den Ruf hatte, immer Partien...

Kick, Krise, Kater oder: Was bleibt von 2011/2012?

Das gab es noch nie bei der Kritiker-Umfrage dieser Zeitschrift: Das Opernhaus des Jahres ist zugleich auch Ärgernis des Jahres. Wie das? Bei näherer Betrachtung eigentlich ein völlig klares Votum. Doch der Reihe nach. Es ist noch gar nicht so lange her, da dümpelte die einst renommierte Kölner Oper wie ein rostiger Tanker vor sich hin. Der kommunale Eigentümer...