Lust am Spiel
Die Metropolitan Opera hat sich bisher als recht glücklos erwiesen, wenn die Titelpartie von Massenets «Manon» zu besetzen war. Neuinszenierungen des Werks – etwa 1963 mit Anna Moffo oder 1987 mit Catherine Malfitano – fielen durch. Einige Aufführungen konnten zwar mit erfolgreicheren Titelheldinnen aufwarten – Mary Costa, Diana Soviero und Renée Fleming –, den Maßstab aber für die jüngste Met-Produktion dürfte Beverly Sills 1969 an der New York City Opera gesetzt haben.
Nun also Anna Netrebko: In Laurent Pellys cartoonhafter, zuerst an Covent Garden präsentierter Inszenierung ist sie nicht nur in die facettenreiche Persönlichkeit der leichtfüßigen Romanfigur des Abbé Prévost geschlüpft, sondern buchstäblich auch in deren zahlreiche Outfits: Selbst auf dem Weg nach St. Sulpice wechselte sie – wenig glaubhaft – ihr Kostüm und präsentierte sich im weißen Brautkleid.
Darin freilich machte Anna Netrebko eine vortreffliche Figur, wirkte weitaus frischer und mädchenhafter als bei Anna Bolena, die sie im vergangenen September sang. Auch hat Netrebko seit der Offenbach-Antonia 2009 merklich an ihrem Französisch gearbeitet und beglückte, von zwei enttäuschend glanzlosen hohen Ds während der ...
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Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Panorama, Seite 43
von David Shengold
Spät hat die Lyric Opera of Chicago Händel für sich entdeckt. Auf einen konzertanten «Rinaldo» (1984) in der verstümmelten Fassung, die Marilyn Horne im selben Jahr an der Met herausgebracht hatte, folgte ein Jahr später eine ähnlich invasive Bearbeitung des Oratoriums «Samson» mit Jon Vickers in der Titelrolle. Erst mit der Aufführung der an zahlreiche Häuser...
Vom Spätwerk Franz Schrekers zu sprechen, wäre unangemessen. Der Komponist, Jahrgang 1878, starb bekanntlich an den Folgen eines Schlaganfalls, nachdem er von den Nazis aus dem Amt als Leiter der Berliner Musikhochschule gejagt und auch sonst diffamiert worden war. Da war er Mitte fünfzig. Dennoch gibt es einen Umschwung in Schrekers Schaffen, der in den zwanziger...
Bei aller Düsternis, Schwärze und depressiven Kraft hat der Abend auch etwas von einer Etüde. Er wirkt so, als wolle die Oper sich versuchsweise mit dem sogenannten postdramatischen Theater abgleichen. Als würde Andrea Breth, die nicht nur vom Schauspiel kommt, sondern auch Schauspiel unterrichtet, mal ausprobieren, wie viel man rüberholen kann in die andere...