Lost in Translation
Die Frau hat keinen Namen. Aber einen Traum. Langmann, ein bankrotter Impresario, soll ihn auf die Bühne bringen. Mit ihr selbst als Hauptfigur und den Leuten von Santa María, ohne Zuschauer. Das ist ihr einziges, ihr ganzes Glück. Ausgedacht hat sich diese Geschichte («Un sueño realizado») Juan Carlos Onetti (1909-1994), der andere Vater des «magischen Realismus».
Während die Prosa und Lyrik des Argentiniers Jorge Luis Borges (1899-1986) längst zum Kanon der literarischen Moderne gehören, sind die Werke des Mannes aus Montevideo in den deutschsprachigen Ländern nach wie vor wenig bekannt. Onettis Romane und Erzählungen (die übrigens in einer vorzüglichen Edition bei Suhrkamp vorliegen) spielen beinahe ausnahmslos in einer fiktiven Stadt. Santa María ist die Brutkammer eines rätselhaft wetterleuchtenden, faszinierenden Kosmos, in dem alle Grenzen zwischen Fantasie und Realität, Wahn und Wahrheit aufgehoben sind.
Vier kurze cuentos aus diesem in tausend Zungen sprechenden Universum liegen dem zweiten Musiktheater zugrunde, das die Komponistin Elena Mendoza und Librettist Matthias Rebstock nach «Niebla» (UA Dresden, 2007) mit Bettina Meyer (Bühne), Sabine Hilscher (Kostüme) und ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Albrecht Thiemann
Die Ankündigung der Deutschen Oper Berlin, ein Stück des weithin unbekannten Komponisten Andrea Lorenzo Scartazzini uraufführen zu wollen, weckte reichlich Verwunderung. Der Schweizer hatte zwar in Basel und Frankfurt mit einer Oper nach E. T. A. Hoffmanns «Sandmann» (siehe OW 12/2012) und in Erfurt, später in Bern mit seinem Bühnenerstling «Wut» auf sich...
Wenn in Hannover Dalands Schiff und des Holländers Geisterschiff in See stechen, dann heißt es volle Fahrt voraus: Ivan Repušić lässt das Niedersächsische Staatsorchester mit Verve aufspielen. Es gibt zügige Tempi, viel orchestrale Dramatik bläht die imaginären Segel. Wohin die Reise geht, weiß man da noch nicht, denn die Ouvertüre muss nicht gegen eine Bilderflut...
Dietrich Fischer-Dieskau meinte einmal, «Die schöne Magelone» sei eigentlich der schwerste Liederzyklus. Er musste wissen, wovon er sprach, hatte er das Opus 33 von Brahms doch als Zyklus erst durchgesetzt. Was macht die «Magelone» schwer? Vor allem: Sie ist eine Herausforderung an die Physis, entspricht – was den stimmlichen Kraftaufwand betrifft – einer...