Lied, Elektronik, Stimme
Er habe «diese alte form des liedes mit klavierbegleitung vom dachboden des 19. jahrhunderts herunterholen, den staub & die vorurteile abwischen» wollen, «um zu sehen, ob der alte glanz noch einmal aufpoliert werden kann, ob sich das alte lyrische element mit der musik der raketenabwehrsysteme, der grossen klär- und abhöranlagen, der hochgeschwindigkeitszüge & -gefühle verbinden, verzahnen & verstören lässt», bemerkt Wolfgang Mitterer zu seinem Liederzyklus «Im Sturm».
Elf Stücke hat er für den Bariton Georg Nigl geschrieben und vor zwei Jahren mit ihm im Wiener Konzerthaus aufgeführt. Dreh- und Angelpunkt des Projekts ist Franz Schubert: Da sitzt das singende Ich im «kämmerlein», schwärmt von «himmelsreiz» und «abendstern», starrt liebeskrank ins «bächlein», weil ihm «die seele stirbt» vor bitterem, unerfülltem «sehnen». Doch schwankt hier nicht nur ein winterreisender Müllersbursch, der sich ins rasende Digitalzeitalter verirrt hat, auf dünnem Eis, die Töne selbst scheinen die Bodenhaftung verloren zu haben. Der Genius Schuberts ist allgegenwärtig: die Aura einer Musik, in der noch die lieblichste Melodie nach Wehmut schmeckt und alle Schönheit vor dem Absturz steht. Aber eben ...
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