Liebeskrank im Kleinflugzeug

Balázs Kovalik inszeniert an der Staatsoper in Budapest Händels «Xerxes»

Ob Ungarns derzeitiger Kultusminister István Hiller 2005 in Pécs war, als man dort das Trauerspiel «Uriel Acosta» des Berliners Karl Gutzkow (1811-1878) in neuer Übersetzung gab, wissen wir nicht. Doch das bekannteste Zitat daraus dürfte er kennen: «Alles schon da gewesen». Notorisch geläufig mag ihm der Spruch vielleicht auch im Zusammenhang mit der Budapester Staatsoper sein, deren 125-jähriges Bestehen man in diesem Jahr feiert.

Schon in den Jahren nach der Inauguration von Miklós Ybls pompös-verspieltem Opernpalast 1884 sprach man von Inkompetenz, Postenschacherei und finanziellem Chaos, was sich bis heute nicht grundsätzlich geändert hat. Als Retter aus der Misere engagierte man damals den 28-jährigen Gustav Mahler, der für eine Konsolidierung des Hauses sorgte und ihm Profil verlieh.
Ähnliches mag Hiller vorgeschwebt haben, als er Ádám Fischer, Ungarns international erfolgreichsten Dirigenten, ab der Spielzeit 2008/09 zum Generalmusikdirektor der Staatsoper berief und ihm als Künstlerischen Direktor den jüngeren Balázs Kovalik zur Seite stellte. Nach der Eröffnungspremiere der Spielzeit mit «Fidelio» sollte nun Händels «Xerxes» die zweite Zusammenarbeit der beiden werden. Doch ...

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Opernwelt Juli 2009
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Gerhard Persché

Vergriffen
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