Lektüre fürs Nachtkästchen
Two for the Price of One» lautet ein bekannter ABBA-Song. Dabei bedienten sich die Schweden des traditionellen englischen Marktschreiers, der auf zwei Schnäppchen zum Einheitspreis verweisen möchte – was der Duden mit «aus eins mach zwei» nur unzureichend übersetzt. Wie dem auch sei: Bei Heinz Irrgehers «Wiener OPERNg’schichten» denkt man sogar an three for the price of one, bietet der Autor auf rund 230 Seiten doch im Grunde drei Bücher an – nicht als Schnäppchen, sondern als erfrischendes Capriccio.
Da ist zunächst das sehr persönliche Curriculum Vitae dieses promovierten Juristen, Bankkaufmanns, Opernliebhabers, langjährigen Präsidenten der mächtigen «Freunde der Wiener Staatsoper» und studierten Musikwissenschaftlers (Letzteres als Pensionist!), zu dem auch amüsante, wenngleich im Niveau unterschiedliche Anekdoten gehören. Die zweite Ebene umfasst seine Kommentare zur Politik in und um die Oper am Ring – inklusive der einen oder anderen sehr persönlichen Abrechnung (nicht immer mit Namensnennung, doch jedem mit den Wiener Praktiken und Usancen einigermaßen Vertrauten dürfte klar sein, um wen es sich jeweils handelt). Die dritte Ebene bildet der künstlerisch-ästhetische ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 32
von Gerhard Persché
Der 5. März 1953 ist in die Geschichtsbücher als jener Tag eingegangen, an dem zwei Menschen das Zeitliche segneten, deren Wirken zwar eng miteinander verknüpft war, von denen aber der eine so prominent war, dass man das Dahinscheiden das anderen darüber beinahe vergaß. Mit Josef Wissarionowitsch Stalin starb einer der übelsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts, mit...
Claudio Monteverdis «L’incoronazione di Poppea» ist inzwischen die wohl populärste, meistgespielte Barockoper. Das freche, respektlose Libretto verabschiedet die Sphäre des gestelzten Mythos und landet mit der Sex-and-Crime-Handlung aus dem alten Rom im menschlichen Alltag. Wie das «Dschungelcamp» heute zeigen uns schon Monteverdi und sein Librettist Giovanni...
Am schlimmsten trieb es – nein, kein Kritiker. Ein Komponist war’s, wiewohl: ein tief gekränkter. Wer Hugo Wolfs Rezensionen liest, reibt sich verwundert die Augen, derart deftig, geradezu niederträchtig wühlt der Wolf im Schafspelz im Räderwerk der Worte, um den «inkriminierten» Gegenstand in den Orkus zu schicken – und dessen Schöpfer am besten gleich mit. Ein...