«Le Freischütz»
Die Inszenierung ist schnell vergessen, obwohl der Ansatz interessant ist. Nichts Naturalistisches, kein Krieg, kein Kino, kein deutscher Stummfilm. Dan Jemmett hat sich für einen Rummelplatz entschieden. Vor der Schießbude von Kuno & Co kommt fast ein wenig Horváth à la «Kasimir und Karoline» auf. Das anfängliche Preisschießen macht noch neugierig, auch der Schaustellerwagen für die Damen im Försterhaus ist konsequent.
Doch statt die Wolfsschlucht folgerichtig in einer Geisterbahn spielen zu lassen, geht die Inszenierung mit ein wenig platter Rosensymbolik einfach im Banal-Affirmativen verloren.
Doch der musikalische Eindruck bleibt, denn er war hoch bedeutend. Die Pariser Opéra Comique, seit der Intendanzübernahme durch Jérôme Deschamps wieder etwas entdeckerfreudiger, hat ein Werk herausgebracht, das zwar spezifisch französisch ist, aber eigentlich quer zur hauseigenen Tradition steht. Schließlich wurde Carl Maria von Webers Hit 1841 eigens für die Opéra adaptiert, das heißt für die dort geltenden strengen Regeln mit Rezitativen versehen und mit der obligaten Balletteinlage aufgehübscht. Das würde heute wohl kaum einer mehr spielen, wie so viele durch die Zensur oder die ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Manuel Brug
Frau Breth, «Wozzeck» war Ihre erste Opernregie in Berlin. Man kann sich nicht vorstellen, dass Sie deswegen nervös werden. Oder doch?
Stimmt, es ist mir relativ wurscht, wo ich inszeniere. Die Bedingungen müssen gut sein. Mich interessieren das Werk, der Dirigent und die Sänger. Das kann sonstwo sein.
«Wozzeck» ist ein einsames Meisterwerk. Vereinfacht das Ihre...
Die Oper aller Opern – Mozarts «Don Giovanni» wird gern so genannt. Wer allerdings Amilcare Ponchiellis «La Gioconda» in Karlsruhe wieder einmal begegnete, winkt da nur ab: Ach was! Vereinigt nicht vielmehr dieser ausgebuffte Venedig-Kracher, für den der Librettist Arrigo Boito nicht mal seinen Namen hergeben mochte (er zeichnete mit dem Anagramm Tobia Gorrio), all...
Lieber Aribert Reimann,
sehr verehrte Damen und Herren,
der Zufall kann ein kluger Gefährte sein. Je näher der Termin der heutigen Laudatio rückte, desto häufiger beschlich mich ein Wort aus Bachs «Johannes-Passion». Es findet sich zu Beginn eines kontemplativen Bass-Ariosos und klingt fast wie Mörike: «Betrachte, meine Seel’, mit ängstlichem Vergnügen». Vergnügen...