«Le Freischütz»
Die Inszenierung ist schnell vergessen, obwohl der Ansatz interessant ist. Nichts Naturalistisches, kein Krieg, kein Kino, kein deutscher Stummfilm. Dan Jemmett hat sich für einen Rummelplatz entschieden. Vor der Schießbude von Kuno & Co kommt fast ein wenig Horváth à la «Kasimir und Karoline» auf. Das anfängliche Preisschießen macht noch neugierig, auch der Schaustellerwagen für die Damen im Försterhaus ist konsequent.
Doch statt die Wolfsschlucht folgerichtig in einer Geisterbahn spielen zu lassen, geht die Inszenierung mit ein wenig platter Rosensymbolik einfach im Banal-Affirmativen verloren.
Doch der musikalische Eindruck bleibt, denn er war hoch bedeutend. Die Pariser Opéra Comique, seit der Intendanzübernahme durch Jérôme Deschamps wieder etwas entdeckerfreudiger, hat ein Werk herausgebracht, das zwar spezifisch französisch ist, aber eigentlich quer zur hauseigenen Tradition steht. Schließlich wurde Carl Maria von Webers Hit 1841 eigens für die Opéra adaptiert, das heißt für die dort geltenden strengen Regeln mit Rezitativen versehen und mit der obligaten Balletteinlage aufgehübscht. Das würde heute wohl kaum einer mehr spielen, wie so viele durch die Zensur oder die ...
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Opernwelt Juni 2011
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Manuel Brug
Müssen wir in Ildebrando Pizzettis 1958 an der Scala uraufgeführter Oper nach T. S. Eliots Schauspiel «Murder in the Cathedral» ein vergessenes Meisterwerk wiederentdecken? Die Verantwortlichen der Frankfurter Inszenierung – der Regisseur Keith Warner, der Dirigent Martyn Brabbins und der Protagonist John Tomlinson – sagen ja und führen mit ihrer verstörend...
Hans von Bülow war immer gut für ein Bonmot. Mit seiner Formulierung von den drei «großen Bs» brachte er einst den Musikgeschmack einer ganzen Epoche auf den Punkt: Bach, Beethoven, Brahms. Drei «große Bs» sollten und sollen auch nächstes Jahr den Festtagen der Berliner Staatsoper Glanz verleihen, wobei das B von Berlin nicht einmal mitgezählt ist. Es reicht die...
Unsinn, du siegst, und ich muss untergeh’n...» So etwa mögen ein paar Unzufriedene nach der Premiere von Strauss’ «Salome» bei den Osterfestspielen Salzburg geätzt haben. Das Zitat aus Schillers «Die Jungfrau von Orleans» kommt einem freilich auch in den Sinn, wenn man liest, dass Simon Rattle das Festival in einem Interview als «ökonomischen Unsinn» bezeichnete....