Land unter
Aribert Reimanns zweite Oper «Melusine» wurde nach ihrer Uraufführung 1971 in Schwetzingen häufig nachgespielt und wirkte auch in Weimar immer noch frisch. Diese Melusine, die Yvan Goll, von seiner Frau Claire inspiriert, 1930 aus der Sagenvorzeit ins zwanzigste Jahrhundert holte, schimmert in Claus H. Hennebergs Libretto, vor allem aber in Reimanns Musik in vielen Farben. Geheimnisvoll, verführerisch kann Melusine die Männer verrückt machen, darf sie aber nicht lieben. Sonst ist der schöne Park, den sie so liebt, dahin.
Doch die Zerstörung der Natur hat längst begonnen und ist nicht aufzuhalten – in Reimanns zweistündigem Vierakter geht es metaphorisch und grundsätzlich zur Sache: ein Opernmärchenreich zwischen Eros und Tod, ein paar Handbreit über der Wirklichkeit, aber immer in deren Sichtweite.
In den kurzen Orchesterzwischenspielen dräut streicher- und bläsergrundiert der Untergang einer ganzen Welt. Orchester und Stimmen entfalten sich oft kontrastierend im nervösen Alltags-Parlando oder im tenoral aufscheinenden Ausflippen des von Melusine betörten Architekten (Uwe Sickert). Und sie treffen sich im Liebesduett mit dem Graf von Lusignan (Mario Hoff). Melusine hat sich ...
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Eine Mikrofonstimme hatte James King, der in diesem Jahr achtzig Jahre alt wurde, nie. Wer live erlebt hat, wie er etwa die große Szene des Kaisers in Strauss‘ «Frau ohne Schatten» aufbaute und steigern konnte – und zwar steigern im Sinne einer immer intersiver sich im Raum ausbreitenden, unforcierten Klangfülle –, der weiß, dass ein Mikrofon dergleichen nie...
Auch Sammler historischer Gesangsaufnahmen, die schon (fast) alles zu besitzen glauben, können auf dem quantitativ immer mehr expandierenden Markt ständig neue Entdeckungen machen. Das englische Budget Label Dutton hat nun unter dem Titel «The lighter side of Emmy» eine Sammlung von Schmonzetten publiziert, die für den Geschmack der zwanziger Jahre nicht untypisch...
Bevor Daniel Barenboim ihn gefragt habe, ob er sich vorstellen könne, in Bayreuth «Tristan und Isolde» zu inszenieren, verriet Heiner Müller vor zwölf Jahren in einem Gespräch mit dieser Zeitschrift (siehe OW 9/93), sei Patrice Chéreau für den Job vorgesehen gewesen. Der jedoch habe abgelehnt: «Tristan» könne man nicht inszenieren, das sei «ein Hörspiel». In der...