Lärmende Metamorphosen
Der klassische Mythos hat dank seiner metaphorischen Kraft bis in unsere Zeit überlebt. Mehr noch: Er berührt das Wesen der Kunst an sich. Erstaunlich, dass nur wenige australische Komponisten sich durch die mythische Überlieferung – sei es des alten Griechenlands oder der Aborigines – haben inspirieren lassen. Schon aus diesem Grund ist Richard Mills’ neue Oper «The Love of the Nightingale» bemerkenswert. Aber auch, weil dieses Werk seine beiden früheren Opern «Summer of the Seventeenth Doll» und «Batavia» übertrifft.
Ob Mills mit ihm auch eine unverwechselbar eigene «Stimme» gefunden hat, muss freilich dahingestellt bleiben.
Das Libretto schrieb die englische Dramatikerin Timberlake Wertenbaker in Anlehnung an ihr gleichnamiges Stück von 1988, für das sie sich bei Ovids «Metamorphosen» bediente. Der Plot: Als Lohn für seine Unterstützung Athens erhält der Thrakerkönig Tereus die Tochter des athenischen Königs Pandion, Prokne, zur Frau. Doch dieser bleiben Sitten, Sprache und Klima Thrakiens fremd, sie sehnt sich nach Philomele, ihrer jüngeren Schwester. Schließlich geht Tereus nach Athen, um Philomele von der Sehnsucht Proknes zu berichten. Dort sieht er ein Stück von Euripides, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Es ist gut vier Jahrzehnte her, dass – mit Beginn der Spielzeit 1966/67 – ein junger Bariton die Bühne der Hamburgischen Staatsoper betrat, der aufmerken ließ: mit der schon gefestigten Stimme eines Endzwanzigers von bildschönem Timbre, kantabler Qualität und gestisch beredter Diktion, dazu mit einem Bühnenausdruck von starker, bisweilen ans Charismatische...
Ein Querschnitt des «Zigeunerbaron» mit Melitta Muszely legte vor mehr als vierzig Jahren den Grundstein meiner Plattensammlung. Die Österreicherin mit dem ungarischen Namen begleitete auch weiterhin meine frühen Opernjahre, denn sie war damals eine der populärsten Bühnenkünstlerinnen im deutschsprachigen Raum, omnipräsent in Rundfunk und Fernsehen wie auf...
In der Spätzeit der DDR lag Stralsund am Boden. Noch zu Beginn der neunziger Jahre, kurz nach der Wende, bot sich dem Besucher, der durch die Gassen der einstmals florierenden Hansestadt flanierte, ein Bild der Verheerung: blinde Fenster, bröckelnder Putz, löchrige Dächer, schimmelndes Holz – wüstes Terrain, wohin das Auge blickte. Und das mitten in jenem von der...