Kunst der Kontinuität oder: Was bleibt von 2005/2006?
Kunst komme nicht von Können, sondern von Müssen, meinte Arnold Schönberg. Die diesjährigen Ergebnisse unserer Kritiker-Umfrage zeigen noch etwas anderes: Kunst kommt von Kontinuität. Zumindest in der Oper. Dort kann Kontinuität viele Bereiche betreffen. Der schwerfällige Apparat eines Opernhauses braucht Zeit, sich auf bestimmte Leitlinien einzustellen, seien sie künstlerischer oder organisatorischer Art. Ein Dirigent braucht Zeit, um sein Orchester dauerhaft auf ein bestimmtes Klangbild oder stilistische Flexibilität einzuschwören.
Ein Opernchor kann nur über Jahre, vielleicht sogar über mehrere Sängergenerationen hinweg so wachsen, dass er sich in der Musikgeschichte vom Barock bis zu Uraufführungen gleichermaßen sicher bewegt. Kollektive im Opernbetrieb sind gesättigt mit den divergierenden Erfahrungen vieler Einzelner. Das macht sie reich und skeptisch zugleich. Solisten können mit medialer Schützenhilfe und rigiden Agenten im Rücken heute leichter als je zuvor eine Blitzkarriere hinlegen. Im Gedächtnis, auch im kollektiven, bleiben freilich diejenigen, die ihre stimmlichen Möglichkeiten Schritt für Schritt erweitert und sich in verschiedenen Lebensaltern und Stilen ...
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Jeder Komponist wandelt sich während seines Schaffensweges. Trotzdem sind die für das Lebenswerk György Ligetis charakteristischen Änderungen sehr überraschend. Im 20. Jahrhundert kann man sie, wenn überhaupt, nur mit Igor Strawinskys kompositorischer Vielseitigkeit vergleichen. Ligeti geht noch über Strawinsky hinaus: Bei einigen Werken glauben wir einen anderen,...
Der Dialog findet sich bei Peter Handke, in dem Drama «Die Unvernünftigen sterben aus», 1973 geschrieben, unverständlicherweise nicht gerade häufig gespielt. Wunderbare Sprache, als Metapher über den Zustand der bürgerlich-kapitalistischer Gesellschaft nahezu unübertroffen. Ein Gespräch zwischen dem zynischen Unternehmer Hermann Quitt und seiner Freundin Paula...
Viel habe ich während meiner dreizehn Jahre als Intendant der Bayerischen Staatsoper gelernt. Dazu gehört, dass es leider nur zu oft unumgänglich für ein Opernhaus ist, bockig und kompromisslos zu sein. Es gehört zu unseren Aufgaben, die Vorstellung darüber, was möglich oder akzeptabel ist, auszudehnen. Die Politik sollte Toleranz aufbringen für das, was wir tun...