Krimi in Tönen und Bildern
Es gibt Opernaufführungen, bei denen alles stimmt: rollengerechte Besetzung (vokal, physiognomisch), die musikalische Einstudierung und Leitung, ein treffendes Bühnenbild sowie eine Regie, die das Werk in seiner Essenz aufschließt. So gelingt es, dass eine Inszenierung zum Retter einer problematischen Oper wie «Das Wunder der Heliane» von Erich Wolfgang Korngold wird. Ein Stück, das neben «Lulu», «Mahagonny» und «Moses und Aron» prototypisch für einen Höhe- und Endpunkt der Opernentwicklung in Deutschland steht. Es folgten finstere Jahre.
Das kitschverdächtige Libretto zu Korngolds Oper, die nach der Hamburger Uraufführung 1927 auch bald als unzeitgemäß galt, hat Christof Loy 2018 in Berlin auf ein musikalisch grandios befeuertes Kammer(-krimi-)spiel reduziert, das sofort nach der Premiere zum Gespräch der oft blasiert-ignorant reagierenden Hauptstadt wurde.
Spektakulären Anteil daran hatten Chor und Orchester der Deutschen Oper unter Marc Albrechts zwischen Nüchternheit und Rausch fein sortierender Leitung. Bis zum Ende der Serie war das Haus rappelvoll, das Publikum enthusiasmiert. «Musiktheater als postdramatischer Selbsterfahrungstrip, als endlose, zeitfreie Performance, als ...
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Opernwelt September/Oktober 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 50
von Götz Thieme
Frau Gürbaca, in seiner Studie über Luigi Cherubinis «Medée» vertritt Günter Ned die folgende These: «Im Augenblick, wo der Künstler ans Leben glaubt, verliert er die Kunst, und sie verlässt ihn.» Geben Sie ihm recht?
Im Gegenteil. Der Künstler muss, um Kunst machen zu können, leidenschaftlich im Leben stehen. Woher nimmt man sonst die Inhalte, wenn nicht aus dem,...
Zoff bei Oberons. Der Elfenkönig liegt im Streit mit seinem Ehegespons Titania, es geht um die menschliche Treue. Diese rechtfertigen müssen daher der Ritter Hüon von Bordeaux und Rezia, die Tochter des Kalifen zu Bagdad, allerlei Wundersames und auch schwer Erträgliches durchstehen, ehe sie einander in die Arme fallen dürfen. So weit die Handlung von Webers...
Es hätte so schön sein können. Ein Wiedersehen mit seiner Geburtsstadt, ein tolles Stück, ein hervorragender Cast. Als Christoph von Dohnányi sich aber mit den Details der «Salome»-Inszenierung von Hans Neuenfels an der Berliner Staatsoper vertraut machte, warf er, kurz vor der Premiere im März 2018, das Handtuch – wegen «künstlerischer Differenzen». Ein...