Konfektionsware

Prag, Nationaltheater, Ferrero: Montezuma

Opernwelt - Logo

Am Prager Nationaltheater gibt es in letzter Zeit mehr Opern-Uraufführungen als fast überall sonst in Europa. Doch ist diese Häufigkeit allein schon Beleg für ambitionierte Musiktheaterarbeit? Immerhin: Es waren auch Erfolge dabei. Im vergangenen Jahr zum Beispiel die Eishockey-Oper «Nagano» des Prager Komponisten Martin Smolka, die in ihrer fulminanten Mischung aus Humor und Pathos das Zeug zur parodistischen tschechischen Nationaloper besitzt.
Das jüngste Glied in der Kette von Novitäten ist Lorenzo Ferreros «Montezuma».

Das Stück kam – Zufall oder nicht – gerade dann heraus, als Smolkas Oper die letzte ihrer mehr als ein Dutzend umjubelten Auffüh­rungen erlebte. Bei Ferrero geht es um die Eroberung Mexikos durch die Spanier, also ebenfalls um nationale Identitätsbildungen und kulturelle Befindlichkeiten. Doch anders als Smolka entsagt Ferrero jeder Form von Leichtigkeit oder Humor. Ungebrochenes Pathos ist hier Trumpf. Das his­torische Geschehen wird auf das simple Grundmus­ter Begegnung – Konflikt – Tod reduziert. Und es wird musikalisch mit breitestem Pinsel ausgemalt. Etwas la­teinamerikanisches Kolorit bei Auftritten der Azteken, einige sich bedrohlich gerierende ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2005
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Jörn Peter Hiekel

Vergriffen
Weitere Beiträge
Der Gral als Organspende

Parsifal» in einem offenen Orches­tergraben: Das kann im Grunde genauso wenig funktionieren wie die «Meistersinger» unter dem Bayreuther Deckel. Mischklang und Verschleierungstaktik von Wagners letzter Partitur sind so detailliert auf die Spezifika im Festspielhaus abgestimmt, dass sie in anderen Opernhäusern automatisch verzerrt erscheinen – zur Kenntlichkeit...

Puccini: Manon Lescaut

Als «ewiges» Thema ist die Geschichte von einem zwischen Liebes- und Luxussehnsucht hin- und hergerissenen Mäd­chen aus reichem Hause und einem armen Studenten nicht à tout prix an ihre Entstehungszeit, das 18. Jahrhundert, gebunden. Ausstatter Dieter Richter verzichtet in Essen auf historisierende Bebilderung. Er und Regisseur Roman Hovenbitzer finden ohne...

In symphonischem Aufriss

Nicht weniger als zehn politische Wechsel hat Estland im 20. Jahrhundert erlebt. Keineswegs nur Regierungswechsel, sondern grundlegende Umstürze, Neuanfänge, feindliche Übernahmen, Selbstbehauptungsversuche. Kaum irgendwo in Europa drängte sich die Geschichte des letzten Jahrhunderts so massiv zusammen wie im Baltikum. Und die Oper spiegelt alles wider. Ab 1906...