Klingende Zeitgeschichte(n)
Irgendwie mit Finnlands Geschichte im 20. Jahrhundert solle sie zu tun haben, die Opernuraufführung beim Festival von Savonlinna 2007. So lautete der Auftrag an den Komponisten Olli Kortekangas, der im Übrigen freie Hand für Stoffwahl und Gestaltung hatte. Drei runde Jubiläen waren der Anlass für den Kompositionsauftrag: 100 Jahre finnisches Parlament, 90 Jahre staatliche Unabhängigkeit, 40 Jahre Opernfestspiele.
Herausgekommen ist eine Familiengeschichte, die vier Generationen umspannt und auf ebenso vielen Zeitebenen spielt: 1956, 1968, 1981 und 1997.
«Isän Tyttö» ist der Titel des etwa dreistündigen Werks, auf Deutsch ein wenig unzulänglich mit «Vatis Mädchen» übersetzt. Kortekangas, Jahrgang 1955, präsentiert sich in dieser seiner sechsten Oper als Komponist mit gereifter Klangsprache; auch das dramaturgisch klug konzipierte Libretto, das sehr gekonnt mit Zeitsprüngen und Rückblenden arbeitet, ist seine Schöpfung.
Nach langen Jahren des Experimentierens hat Kortekangas zu einem betont klangschönen Ausdruck gefunden, ganz nach dem Geschmack des finnischen Publikums, das große Stücke auf seine zeitgenössischen Komponisten hält. Als Vorbilder nennt Kortekangas Puccini und Janácek, ...
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