Kleiner Tod im Stehbett
Lachen oder weinen, quasi – bei schrägen Polkas, Walzern und Galopptiraden – innerlich mittanzen oder das Ganze politisch «kritisch» verstehen und dementsprechend für sich interpretieren? Diese Fragen, die als wesentliche (und ja nach wie vor spannungsvolle) ästhetische Ambivalenzen auf die Dichotomie der Rezeption von Dmitri Schostakowitschs Musik abzielen, kommen im Rahmen der Inszenierung von Angelina Nikonova an der Staatsoper Hamburg nicht aufs Tableau.
Schostakowitschs Frauen-Befreiungs-Mordoper «Lady Macbeth von Mzensk» aus dem Jahr 1934 hat man der russischen Künstlerin anvertraut, die als Autorin und Regisseurin vom Film kommt und nun ihr Operndebüt geben durfte. Leider verpuffen die Explosionspotenziale der einleitend formulierten Fragemöglichkeiten im lauen Mädchenwind einer, man muss es so formulieren, in jeder Hinsicht ahnungslosen Regie. Schostakowitsch wird mehr als nur missverstanden. Oder noch nicht einmal das; kein Versuch eines Zugangs, höchstens eine «hübsche» Bebilderung. Diese wiederum läuft aber am eigentlichen Geschehen dieses eigentlich nicht sonderlich schwer zu inszenierenden Stückes vorbei. So «betrachtet», wirkt die «Lady» auf grässlich äußerliche, ...
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Opernwelt März 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Arno Lücker
Am Staatstheater Cottbus ist Stephan Märki nicht nur als Regisseur von Wagners «Tristan und Isolde» angetreten, sondern macht als Intendant aus der Premiere zudem ein Event. Im Graben setzt GMD Alexander Merzyn mit dem Philharmonischen Orchester weniger auf einen suggestiven Klangrausch als vielmehr auf den vitalen Kern, der letztlich hinter jeder Wagner’schen...
Von den komponierenden Söhnen Johann Sebastian Bachs hat es Johann Christoph Friedrich, der zweitjüngste, nur zu bescheidener Anerkennung gebracht. 1750 trat der gerade 17-Jährige als Cembalist und Kammermusiker in den Dienst des im niedersächsischen Bückeburg residierenden Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, wurde dort 1759 Konzertmeister und begnügte sich mit...
Wäre nicht «Isolde und Tristan» der ehrlichere Titel, «Die Kameliendame» womöglich besser als «La traviata», «Die Marschallin» passender als «Der Rosenkavalier»? Darüber ließe sich streiten. Ziemlich unstrittig dürfte hingegen sein, dass der Name «Vanessa» zwar weit mehr Sexappeal als das biedere «Erika» hat, mit Blick auf die Charaktere und die Handlung von Samuel...