Klartext und Kinderblick
Mit fünf Jahren saß Graham Vick aus Birkenhead im Theater und riss die Augen auf. Der schlecht gelaunte Vater, die Flucht in die Fantasie: J. M. Barrie hatte «Peter Pan» ja direkt aus seinem Leben abgeschrieben! Mit zehn fuhr er abends allein nach Liverpool, um Stücke zu sehen. «Es waren andere Zeiten», erzählt Vick meinen hochgezogenen Augenbrauen. Mit 15 schlug er zu Hause den Takt zu «Tosca» und «Otello», sah sich schon als Dirigent. Später bewarb er sich fürs Musikstudium. Vick lacht über das Zulassungsschreiben aus Manchester: Man wisse zwar nicht, für welches Fach.
Aber er bekomme einen Platz, er werde schon was draus machen. Es waren andere Zeiten.
Im zweiten Jahr begann Vick Studentenproduktionen zu inszenieren. Danach ging es schnell. Als er mit 22 Jahren Rimsky-Korsakows «Snegurotschka» unter Mark Elder für die Royal Academy inszenierte, nahm ihn dessen Agentur unter Vertrag. David Pountney gab Vick einen Job an der Scottish Opera, schickte ihn mit «Opera goes round» auf entlegene Inseln und in die Highlands. Dort zwang Vick schottische Teenager in Opernrollen («Kinder sind zu einfach»), nahm mit Häftlingen Szenen durch («Von den schweren Themen des Lebens verstehen ...
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Opernwelt Juli 2020
Rubrik: Porträt, Seite 54
von Wiebke Roloff-Halsey
Herr Morell, sehen Sie Bildregie eher als dienende oder als gestaltende Funktion?
Ich bin arrogant genug, es für eine gestaltende Funktion zu halten. Der Wunsch nach der Lenkung des Zuschauers ist tatsächlich eine Triebfeder.
Wie entscheiden Sie bei der Oper oder im Schauspiel, wohin Sie den Blick des Zuschauers lenken?
Filmisch gesprochen, zoomt im Theater...
Er war der letzte Zeuge einer großen Epoche französischer Gesangskunst. 1924 im südfranzösischen Béziers geboren, erhielt Gabriel Bacquier seine Ausbildung am Pariser Conservatoire und trat 1953 am Brüsseler Théâtre de la Monnaie sein erstes festes Engagement an. 1956 wechselte er an die Pariser Opéra Comique und wurde drei Jahre später Mitglied der Opéra, deren...
Hört man das Recital von Samuel Mariño, dem jungen Sopranisten aus Venezuela, mag einem der Eiskunstlauf in den Sinn kommen: die glitzernde Showfläche, die geschliffenen Kufen, die von den Schlittschuhen virtuos in Eis gezeichneten präzisen Kurven und Schnörkel. Apropos: Der Russe Ilja Klimkin war 1999 der Erste seiner Zunft, der zwei Vierfach-Sprünge...