Klarheit und Klamotte
Arnold Schönbergs Opus magnum über das jüdische Volk, komponiert 1930/31, bevor der Komponist – selbst Jude – vor den Nationalsozialisten floh und nach Amerika emigrierte, ist das seltene Beispiel einer philosophischen, streng zwölftönig komponierten Oper, die gleichwohl unmittelbar packen kann. Vorausgesetzt, das Konzept trifft nicht nur den Kern des Stücks, die Auseinandersetzung zweier Prinzipien – Wort und Gedanke, Vermittlung und reine Lehre –, sondern es kann auch mit dem fast halbstündigen «Tanz ums goldene Kalb» umgehen.
Natürlich ist die szenische Vergegenwärtigung dieser auch musikalisch gestaffelten Orgie – Blutopfer, rituelle Tötungen und sexuelle Ausschweifungen eingeschlossen – ein schwieriges Unterfangen, aber doch gleichzeitig eine spannende Herausforderung an die Kreativität eines jeden Regisseurs.
Reto Nickler stilisiert in Wien – für den erkrankten Willy Decker eingesprungen – das Geschehen um die Anbetung des goldenen Kalbs in abstrakter und zugleich eindeutiger Plastizität. «Verehrt euch selbst in diesem Sinnbild!», singt Aron, wenn in einem Raum, dessen drei Seiten mit unzähligen Porträts bedeckt sind, drei riesige goldene Buchstaben aus dem Unterboden ...
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Die Bühne ist leer. Kein Thron, kein Schloss, kein Wald. Nur dieser große, dunkle Kasten, mit einem leeren Podest in der Mitte. Von der Seite fahren manchmal Paneele auf die Szene, geräuschlos, wie von Geisterhand geführt. Abstrakte Schutzschilder, hinter denen bald Macbeth und die Lady, bald Duncan, Banquo oder Macduff auftauchen und wieder verschwinden....
Herr Jansons, warum machen Sie so wenig Oper?
Vielleicht hat das mit meiner Geschichte zu tun: In Riga bin ich als Dreijähriger in der Oper aufgewachsen. Meine Mutter war Sängerin, mein Vater Dirigent an der Oper. Meine Eltern brauchten keinen Babysitter, denn ich war von früh bis nachts im Theater, ich kannte alles auswendig. Dann verschrieb sich mein Vater in St....
Die Geschichte Marin Falieros, der im Alter von siebzig Jahren zur Dogenwürde gelangte und 1355 wegen eines versuchten Staatsstreichs hingerichtet wurde, hat im 19. Jahrhundert viele Autoren inspiriert. Am bekanntesten wurde die Adaption Lord Byrons von 1821. Doch nicht das Versdrama des Engländers, sondern ein vergleichsweise unbedeutendes Stück von Casimir...