Klang-Raum
Es sei eben wie das sprichwörtliche Baumpflanzen, sagt Lachenmann im Publikumsgespräch vor der Aufführung. Etwas, das man wenigstens einmal gemacht haben will: «einmal im Leben eine Oper schreiben». Mündlich verwendet er den traditionsbelasteten Begriff «Oper» ganz unbefangen, sein «Mädchen mit den Schwefelhölzern» trägt allerdings den Untertitel «Musik mit Bildern».
Je mehr von Lachenmanns Texten man liest, desto vorsichtiger wird man mit einer Interpretation (dafür, dass er wieder und wieder betont, ein Komponist solle nicht reden, sondern schaffen, hat er sehr viel geschrieben), doch scheint der Musik einen klarer Vorrang einzugeräumt zu werden. Kann man von Musiktheater überhaupt sprechen – oder ist das «Mädchen» letztlich ein Hörspiel, das der Bilder gar nicht bedarf?
Lachenmann nutzt Stimme und Sprache. Eine Erzählhaltung verbindet sich (ähnlich wie bei John Cage oder Heiner Goebbels) damit jedoch nicht. Es kommt ihm auf «musikalische Situationen» an, auf «Landschaften», und Hans Christian Andersens Märchen bietet dazu viele Möglichkeiten. So minimalistisch die Handlung bleibt, so reichhaltig ist das Märchen an Situationen, die in Klang gefasst werden können: In der ...
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Opernwelt November 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 6
von Wiebke Roloff
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