Kindfrau hinter Klostermauern
Peter Eötvös gehört zu der Handvoll lebender Komponisten, die es schaffen, unsere Opernhäuser in schöner Regelmäßigkeit mit neuen Stücken zu versorgen, die auf breite Zustimmung stoßen und sogar nachgespielt werden. Das funktioniert deshalb so zuverlässig, weil Eötvös weder ein Revoluzzer der Form noch des Klangs ist. Seine Musik ist stets von edelster Delikatesse, klangschön und sängerfreundlich; seine Sujets sind zumeist solide verankert in der Weltliteratur.
Im Sommer 2008 wurde beim Glyndebourne Festival seine Oper «Love and other Demons» nach Gabriel García Marquez’ Roman «Von der Liebe und anderen Dämonen» in der Regie von Silvio Purcarete aus der Taufe gehoben und alsbald an der Chemnitzer Oper nachgespielt, in der ungleich furioseren Regie von Dietrich Hilsdorf. Purcaretes Uraufführungs-Produktion aus Glyndebourne ist nun an der Kölner Oper neu einstudiert worden: mit komplett ausgetauschtem Sängerteam und dem Kölner Gürzenich-Orchester unter der Leitung von GMD Markus Stenz.
Marquez’ Roman spielt im kolonialen Kolumbien des 18. Jahrhunderts, genauer: im Spannungsfeld von Sklavenhandel, Vodoozauber und Katholizismus. Er kreist um ein Thema, das gerade wieder einmal hoch ...
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Die europäische Barockoper beruht auf einem eng begrenzten Stoffvorrat, den die Librettisten hauptsächlich der antiken Geschichte und Mythologie entnahmen. Vollends in die Bahnen der klassischen Überlieferung geriet das Musiktheater, als mit dem Seria-Modell der durch die Arkadier um 1700 in Gang gebrachten und durch den Wiener kaiserlichen Hofpoeten Pietro...
Die Verkettung einander ausschließender Emotionen gehört zu den Grundstrukturen der Operndramaturgie. Grétry und sein Librettist Louis-Guillaume Pitra haben für ihre 1780 an der Pariser Académie Royale de Musique uraufgeführte Oper auf Jean Racines Tragödie «Andromaque» zurückgegriffen. In diesem für die französische Klassik ungewöhnlich düsteren Stück geht es...
Singt eben nicht der Gigl, sondern der Gogl, meinte Staatsoperndirektor Ioan Holender im Vorfeld dieser «Carmen»-Reprise, die als das große Medienereignis seiner letzten Spielzeit gehandelt wurde. Da empfiehlt sich ein kleiner Exkurs in die österreichische Mundart: Gigl und Gogl bedingen einander nicht wie Yin und Yang. Vielmehr stehen sie fürs Entweder-Oder; der...