In Kopf und Körper
Ich muss eine Rolle im Kopf und im Körper spüren, um mich reif dafür zu fühlen», äußerte Vesselina Kasarova einmal im Gespräch. Deswegen wollte sie nie von unten an der Decke des von ihr gewählten Faches kratzen, sondern souverän auf dessen Boden stehen. Lange hat sie sich daher auf das Belcanto-Repertoire konzentriert.
Erst relativ spät kamen lyrische und Lirico-Spinto-Partien hinzu, speziell im französischen Repertoire, aber auch etwa die Eboli; ins deutsche (jugendlich-)dramatische Fach fand sie indes erst vor wenigen Jahren – in Zürich gab sie zum Beispiel die Venus im «Tannhäuser».
Das russische Repertoire blieb bislang eher außen vor. Zwar sang sie bereits Anfang der 1990er-Jahre in Zürich lyrische Tschaikowsky-Partien wie Olga, Polina – sowie den Fjodor in Mussorgskys «Boris Godunow», aber erst 2010 folgte, ebenfalls in Zürich, die Marina. Olga, Polina und Marina hat sie auch in ihr neues Recital mit russischen Arien aufgenommen, dazu u. a. Marfa, Kontschakowna sowie «Lebt wohl, ihr Berge» aus Tschaikowskys «Jungfrau von Orleans» und Arien aus dem weniger geläufigen Bereich wie Rimsky-Korsakows «Zarenbraut», Glinkas «Iwan Sussanin», Dargomyschskis «Steinernem Gast». Klug ...
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Opernwelt März 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 20
von Gerhard Persché
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