In der Klemme
Die staatlichen Theater in Russland sind nicht zu beneiden. Das Kulturministerium versetzt den Kulturschaffenden des Landes einen Schlag nach dem anderen und erinnert immer mehr an ein Propagandaministerium. Nach einem Telefonanruf «von oben» werden Intendanten und Regisseure entlassen, die sich offen gegen den Krieg äußern, ihre Stücke verschwinden aus dem Repertoire. Auch die «hybride» Form des ideologischen Kampfes kommt zur Anwendung.
Im Moskauer Künstlerischen Theater wird zwar mit großem Erfolg das Stück «Serjoscha» (nach «Anna Karenina») aufgeführt, doch der Name von Regisseur Dmitri Krymov ist auf dem Plakat durchgestrichen. Ähnlich ergeht es dem von Kirill Serebrennikov inszenierten Stück «Der Wald», wo man im Programm zwar die Rubrik «Regisseur» findet, aber keinen Namen. Die Aufführung von Stücken lässt sich nicht überall stoppen, umso mehr als jedes Theater, das staatlich finanziert wird, auch Auflagen zu erfüllen hat, sprich: eine bestimmte Anzahl von Premieren und Repertoireaufführungen pro Saison.
In einer noch heikleren Situation befinden sich das Bolschoi-Theater und sein Intendant Wladimir Urin. In den ersten Tagen des Angriffskrieges gegen die Ukraine hatte ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Konstantin Nikischin
Giacomo Meyerbeer wäre eigentlich der erste gewesen. Doch es kam anders. «Gewisse Extravaganzen», wie es sein Bruder ausdrückte, riefen die Zensur auf den Plan. Librettist Felice Romani musste «Francesca da Rimini» allerdings deswegen nicht der Schublade überantworten. Ein Dutzend Mal fand seine Version einer Begebenheit aus Dantes «Divina Commedia» den Weg auf die...
Gäbe es einen Superlativ zu dem Wort «zeitlos», er gebührte zweifellos «Othello». Denn das Sujet verbindet und trennt zwei Menschen, die qua Rasse oder Geschlecht prädestinierte Unterdrückungsopfer sind: Othello – als ein in venezianischen Diensten stehender Maure (also Afrikaner), der nur Anerkennung für seine militärischen Erfolge findet, aber gesellschaftlich...
Drei Männer lieben (begehren?) dieselbe Frau. Ein spanischer König, der kurz davor ist, zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gekürt zu werden, also die Macht hätte, die Angebetete in ihr «Amt» zu zwingen; ein greiser Grande, dem seine Neigung allein deswegen kaum zusteht, weil er der Onkel der Tugendhaften ist; schließlich ein adeliger Jüngling, der seine...