In den Vorhöfen der Existenz
Kein Zufall, dass die Opernhäuser einen Bogen machen um Manuel de Fallas knapp über einstündigen Zweiakter «La vida breve» von 1905. Immerhin könnte man ihn als eine Art spanische Nationaloper bezeichnen – mangels sonstiger Masse: De Fallas monumental konzipiertes Spätwerk «Atlántida» blieb unvollendet und in (von Ernesto Halffter) unbefriedigend komplettiertem Zustand, und Roberto Gerhards «Duena» ist Ausfluss schweizerisch-katalanischer Iberophilie (wobei man künstlerische «National»-Repräsentanzen durchaus mit einer Prise Unernst bedenken darf).
«La vida breve» gibt sich, mit reichlichen Tanzeinlagen, als uriges Spektakel im ideal-folkloristisch-andalusischen Zigeunerambiente. Der Eifersuchts-Plot greift hingegen den Zeitgeist des Verismo auf. Doch der junge de Falla (noch nicht von überzogenem Perfektionismus und Schreibhemmungen geplagt) vertraut aber den effektvollen Rezepturen des Verismo nicht allein und grundiert den schweren Gang des Dramas vor allem im ersten Akt mit mythisch-mystischen Hintergrundchören, die immer wieder die Leitmetapher der Opernhandlung namhaft machen: «Verflucht, wer zum Amboss geboren/statt schlagender Hammer zu sein» (Libretto: Carlos Fernández ...
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Frau Polaski, am Ende von Janáceks Oper muss die Küsterin für den Mord an Jenufas Kind in den Knast. Finden Sie das eigentlich gerecht?
Die Frage ist doch, was schlimmer ist: weiterzuleben und sich mit dem auseinandersetzen zu müssen, was man getan hat, oder etwa die Todesstrafe, die ja auch denkbar wäre. Ich bin mir da nicht sicher, was ich selbst wählen würde....
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