Immer der Nase nach

Christiane Karg mischt Lieder von Ravel, Debussy, Britten, Koechlin und Duparc zu einem verführerischen «Parfum»

Opernwelt - Logo

Erinnern wir uns. Grenouille, so hieß der genialische Monomane in Patrick Süßkinds Weltbestseller, der schattengleich durch Paris schleicht, «immer der Nase nach», und seine ahnungslosen Opfer in den Orkus reißt. Damit ist ein typisch französisches Sujet aufgerufen, denn auch die Dichter der Grande Nation verschrieben sich seit jeher dem Duft der schönen Zauberstadt, besonders einige der größten Verseschmiede des 19. Jahrhunderts wie Victor Hugo, Paul Verlaine sowie die Symbolisten Mallarmé und Baudelaire.

Gerade im dichterischen Œuvre des Letzteren spielt der Begriff «parfum» wiederholt eine wesentliche Rolle; so auch in jenen Gedichten, die nach Vertonung nachgerade dürsteten, etwa «Le balcon» aus den «Cinq Poèmes».

Christiane Karg, deren Produktivität erstaunliche Ausmaße annimmt (erst kürzlich, siehe OW 02/2017, erschien ein Album mit Händel-Arien), singt Debussys von John Adams ­behutsam orchestriertes Lied mit schwelgerischer Emphase, analog zu den Versen («Ich neigte mich zu Dir, o Königin der Wonne / Und trank den Duft von Deinem Blut»), unterlegt von geschmeidig-seidenen Klangflächen, die David Afkham und die Bamberger Symphoniker vor ihr ausbreiten. Sobald Kargs Sopran ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 28
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Impressum

58. Jahrgang, Nr 5
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin

ISSN     0030-3690
Best.-Nr.     752300

Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
redaktion@opernwelt.de
www.der-theaterverlag.de/opernwelt



Redaktion
Jürgen Otten, Albrecht Thiemann (V. i. S. d. P.)

Redaktionsbüro
Andrea Kaiser...

Spielverzögerung

Erst war es ein Gerücht – nach der Absage eines Gastauftritts des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks –, seit Anfang April ist es amtlich: Die Berliner Staatsoper Unter den Linden kann am 3. Oktober 2017 nicht, wie geplant, mit einer Opernpremiere wiedereröffnet werden. Lediglich eine festliche Übergabe soll es nach einer siebenjährigen Umbau- und...

Leidenskitsch

Erkenntnis und Verstehen, das erhofft man sich von der Zuwendung zu den Randfiguren. Weil sich die Protagonisten des braunen Grauens der nachvollziehenden Abbildung sperren – es sei denn, man treibt alles wie weiland Charlie Chaplin beim «Großen Diktator» in die Groteske. Insofern steht diese Oper in einer guten Tradition. Emilie Schindler, das ist jene Frau, die...