Immer am Anfang

Im Arbeitszimmer ihrer Düsseldorfer Wohnung stapeln sich «Holländer»-Partiturbände und Wagner-Schriften, obenauf liegen Heines «Memoiren des Herren von Schnabelewopski». Alles will Oksana Lyniv über Wagners Oper wissen, einmal aus angeborener Arbeitswut, aber auch, weil sie in diesem Sommer mit diesem Stück als erste Frau am Bayreuther Pult steht. Ein Gespräch über mystische Abgründe, kulturelle Traditionen in ihrer ukrainischen Heimat, Reisefieber und den Sinn oder Unsinn von Genderquoten

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Frau Lyniv, ist der «Fliegende Holländer» das richtige Stück, um in Bayreuth anzufangen?
Er wurde bekanntlich nicht für Bayreuth komponiert. Andererseits hat Wagner die Partitur sehr geschätzt, sonst hätte er eine Aufführung dort nicht genehmigt. Das Werk war ihm wichtig, er hat es revidiert und ist immer wieder darauf zurückgekommen. Die Partitur hat ihn nicht mehr losgelassen – im Unterschied zu den Frühwerken. Ob das alles für mich gut oder schlecht ist, werden wir sehen.

Mir hilft es sehr, dass ich in Barcelona schon eine «Holländer»-Produktion geleitet habe. Ich weiß also um die Ecken und Kanten, um jene Dinge, auf die man achten muss.  

Sie haben Bayreuth schon kennengelernt und saßen auch als Zuhörerin im Graben. Worauf muss man denn am meisten achten?
Meine erste Vorstellung, die ich dort hörte, war eine «Walküre». Das war in dem Sommer, als ich die Bestätigung bekam, als Assistentin von Kirill Petrenko in München anzufangen. Ich habe ihn also in Bayreuth besucht. Und es war eine sehr mystische Erfahrung, weil man anfangs nicht weiß, woher dieser Klang genau kommt. Man kann ihn nicht lokalisieren, man kann diese Mischung nicht richtig analysieren. Dazu diese intensive ...

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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Interview, Seite 40
von Markus Thiel

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