Im Zwielicht

Starke Frauen beherrschen die Münchner Opernfestspiele in diesem Jahr: Anja Harteros als Strauss’ Arabella, Elena Tsallagova als Debussys Mélisande. Dazu gibt es «Selma Jezková» von Poul Ruders und die Performance «Jephtha’s Daughter» von Saar Magal

Opernwelt - Logo

Alle müsste man sie zusammenspannen, diese Frauen. In einer Debattenrunde, wo sie sich austauschen könnten über ihre Männer, ihre Geliebten, Söhne oder Väter, mehr noch: über das enge, gefährliche Geflecht aus Tradition, Konvention, auch aus selbstverschuldeter Passivität. Insofern ist da eine illustre Runde bei den Münchner Opernfestspielen zusammengekommen. Und vielsagend ist es, wie die Damen auf Geheiß ihrer Regisseure reagieren. Mélisande eigentlich gar nicht (was an einer Inszenierung aus dem Eisfach liegt).

Selma Jezková mit einem entschlossenen Gang nicht zum Strang, sondern ins Off. Jephtha mit der Auffächerung ihrer Person zur fantasievollen Performance. Und Arabella auf Geheiß von Andreas Dresen mit einer kurzen, überraschenden Handbewegung – schon hat Mandryka das Wasser nicht im Schlund, sondern im Gesicht.

Dresen, mit «Halbe Treppe» oder «Halt auf freier Strecke» erfolgreich abonniert auf die kleine, feine, fast dokumentarisch wirkende Kino-Groteske und mit Mozart schon opernerprobt, wäre von sich aus nie auf Hochkulinarik à la Strauss gekommen. Erst recht nicht an einem Haus wie der Bayerischen Staatsoper, wo bei «Arabella» seit Jahrzehnten die Aficionados in ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Markus Thiel

Weitere Beiträge
Überdreht: Villazón in der Baden-Badener «Entführung»

Der Mozart-Opern-Zyklus unter Yannick Nézet-Séguin schreitet fort. Mit der «Entführung aus dem Serail» freilich wird man nicht wirklich froh. Es liegt nicht am Orchester. Das Chamber Orchestra of Europe spielt äußerst fidel und sängerfreundlich, phrasiert flexibel und farbig. Die beiden weiblichen Hauptrollen sind erfreulich besetzt, auch wenn Diana Damrau als...

Viele Bauer, und doch kein Vogel

Vorbei, ihr herrlichen Fluxus-Tage! Als Charlotte Moorman noch nackt ihr rosarotes Eis-Cello in vielen Stunden zergeigte. Als Joseph Beuys in ranziger Butter schwelgte und Yoko Ono im Rhythmus eigener Kompositionen mit dem Kopf auf den Bühnenboden schlug: Das war einmal. Zurückgeblieben ist die Sehnsucht nach Happenings, die ebenso provokativ wie witzig, politisch...

Humor und Eleganz

Ohne das Fernsehen wäre Philippe Jaroussky nicht Sänger geworden. Mit siebzehn Jahren, als er noch ganz der Geige, dem Klavier und der Komposition verschrieben war, sah er Ann Murray und hörte, wie sie «Scherza infida» aus Georg Friedrich Händels «Ariodante» sang. Jaroussky brach in Tränen aus und wollte fortan singen. Das hat er jetzt erzählt: in Halle, wo er den...