Im Zirkus der traurigen Clowns
Zum Lachen war Bajazzo ohnehin nie, hier ganz besonders nicht. Das Messer wie ein erigiertes Glied vor sich herführend, geht er auf Harlekin zu, unaufhaltsam, unausweichlich den tödlichen Streich führend. Ma la commedia non è finita. Noch kommt das langsame Sterben der roten Colombina, von ihr selbst kaum wahrgenommen im scharf begrenzten autistischen Bewusstsein. Dem Alten, ein Pantalone in Weiß, ist schließlich aufgegeben, die Brücke zu schlagen zur Zukunft.
Sind wir im falschen Stück? Die Clownskostüme da oben auf der Breitwandbühne des Festspielhauses lassen dies vermuten. Doch wir sehen nicht etwa ein Palimpsest von Leoncavallos «I pagliacci», sondern Stanislas Nordeys Inszenierung von Debussys «Pelléas et Mélisande» bei den Salzburger Osterfestspielen. Die Weißen Clowns sind allesamt vom tieftraurigen Zirkus Allemonde: Großvater, Mutter, Brüder, Knabe, Doktor. Einzig das Mädchen Mélisande, dieses seltsame und vermeintlich so beiläufige Wesen, an dem Außenwelt, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft scheinbar spurlos vorübergehen, bleibt den Abend über in der Außenseiterfarbe Rot. Mélisande einmal anders, nicht präraffaelitisch gläsern gezeichnet, sondern mit dem Rot als Farbe ...
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