Im Wald

Purcell: Dido and Aeneas, Schönberg: Erwartung an der Bayerischen Staatsoper München

Wenn es um weibliche Ausnahmezustände geht, ist Ausrine Stundyte derzeit erste Wahl: als Elektra, als halluzinierende Renata in Prokofjews «Feurigem Engel», neurotische Judith (in Romeo Castelluccis Deutung von «Herzog Blaubarts Burg« im vergangenen Salzburger Sommer) oder – zuletzt in Münchens erstem Opernhaus – als besessene Nonne in Pendereckis «Teufel von Loudun». Doch zwei verlassene Frauen an einem Abend, das ist wahrscheinlich selbst für die litauische Extremsopranistin etwas viel.

An der Bayerischen Staatsoper hat Regisseur Krzysztof Warlikowski Stücke zusammengespannt, die stilistisch unvereinbar scheinen: Purcells «Dido and Aeneas» und Schönbergs «Erwartung». Wie schwierig der Spagat zwischen dem späten 17. und dem frühen 20. Jahrhundert ist, bleibt unüberhörbar: In den ruhigen, eher tief liegenden Linien der Dido wackelt Stundytes Stimme, Ausflüge in die Höhe klingen übersteuert. Schönbergs Monodram, ihr deutlich näher liegend, geht sie mit fast hektischem Expressionsdruck an. Doch intensiv wirkt daran vor allem die Textgestaltung; rein stimmfarblich ließe sich die Palette noch erweitern.

Dass Präsenz und Klang nicht richtig durchschlagen, daran dürfte die weit ...

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Opernwelt März 2023
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Michael Stallknecht

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