Im Puppenheim Deutschland

Strauss: Elektra im Theater Münster

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Für Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss war es ein Terror der Seele, der die traumatisierte, um ihren ermordeten Vater Agamemnon trauernde Elektra zur unversöhnlichen Rache antreibt. Für den Regisseur Paul-Georg Dittrich ist es ein blutiger Terror, der aus dem noch immer faschistoid kontaminierten Deutschland kommt.

Dittrich weitet den von Hofmannsthal und Strauss psychologisch unterfütterten antiken Stoff zu einem bildgewaltigen, multiperspektivischen Opernessay – einer von seinem Ausstatter Christoph Ernst im XXL-Format visualisierten historischen Zeitreise, die vom Kaiserreich über die Nazidiktatur und den 68er-Aufbruch bis zu den NSU-Morden, von Wilhelm II. über Hitler bis zu Angela Merkel und Beate Zschäpe reicht. Der «Tatort» Familie wird zum politischen «Tatort» Deutschland. 

Das Spiel beginnt, noch ehe die Musik einsetzt, vorm monumentalen Portal des von den Nazis erbauten «Hauses der Deutschen Kunst», öffnet sich zu einem vom überlebensgroßen Dirigenten Strauss überragten prunkvollen Theatersaal, der auf der kreisenden Drehbühne weitere, oft gleichzeitig bespielte Räume freigibt. Da sehen wir im Zentrum einen Salon, in dem ein uniformierter Vater seinen Sohn ...

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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Panorama, Seite 33
von Uwe Schweikert

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