Im Liebeslabor
Was wohl wäre die ideale künstlerische Form für die Reise ins tiefste Innere zweier Nachtgeweihter, die, der Welt abhanden gekommen, von ihrer Seelenbewegung singen? Mathilde Wesendoncks Gedichte «Im Treibhaus» oder «Träume», die Richard Wagner in harmonisch zum Bersten gespannte Töne setzte? Ein für die Oper adaptiertes Kammerspiel von Strindberg? Ein auf das Wesentliche von Worten und Klängen reduziertes Melodram? Könnte «Tristan und Isolde» nicht als Kammeroper der intimen Räume ihre von allem Ausstattungspomp befreite Bestimmung finden? Mitten in einem Krisenmoment seiner
«Ring»-Ausarbeitung muss der Meister eine solche Vision gehabt haben, als er das Musikdrama «Tristan und Isolde» komponierte. Das Ergebnis geriet dann zwar dennoch gewohnt groß, derart groß gar, dass die Wiener Hofoper nach 77 Proben das Vorhaben der Uraufführung 1863 erfolglos abbrach. Das Recht der ersten Nacht erspielte sich erst 1865 das Nationaltheater in München. Bayerns König Ludwig II. half eifrig nach. Wien als Welthauptstadt der Musik aber wand sich keinen Ruhmeskranz in Wagner-Dingen.
Das Theater an der Wien wagte nun in seiner Nebenspielstätte, der Wiener Kammeroper, was Wagner womöglich wollte. ...
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Opernwelt August 2021
Rubrik: Magazin, Seite 61
von Peter Krause
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«Alle maskiert, alle maskiert, wo Spaß und Tollheit und Lust regiert!» Wer sich in den Foyers und im Saal der Komischen Oper umschaut, muss an Johann Strauss’ «Eine Nacht in Venedig» denken. Über die Bühne geht dann aber ein anderes Werk des Walzerkönigs: «Der ‹Zigeuner›baron», wie er hier heißt. Die 100- Minuten-Fassung von Tobias Kratzer ist nicht nur...
Irgendwann wird man zurückblicken auf diese pandemische Zeit und sich fragen, ob man ihr nicht vielleicht doch irgendetwas Positives abgewinnen könnte. Strukturell sicher nicht, dazu machte die Politik den Künsten gar zu deutlich, für wie verzichtbar sie sie hält. Aber es gibt Einzelerscheinungen, die, aus der Not geboren, ganz wunderbar wurden. Gerade in der...
