Illusionismus, nein danke
Dass das Liebesleben des nicht nur vor Liebe trunkenen Dichters Hoffmann viele Irrungen und Wirrungen kennt, das wissen wir aus Jacques Offenbachs Oper «Les Contes d’Hoffmann». Schließlich verguckt sich der Titelheld in eine aufziehbare Puppe, in eine (un)bezahlbare Kurtisane und in eine Sängerin, die sich nicht entscheiden kann zwischen ihrer Liebe zum Mann und der zur Musik. Aber in Hannover erfahren wir jetzt noch ein bisschen mehr. Dort ist die Liebe des Geigenbauers Crespel zu seiner kranken Tochter Antonia nicht nur von väterlicher Fürsorge bestimmt.
Regisseur Elmar Fulda weiß von Abhängigkeiten zu berichten, in denen Jungmädchenunterwäsche eine ungewöhnliche Rolle spielt: Im Namen der Hose?
Wenn der Vater seine Tochter von der Außenwelt abschirmen will, dann muss Klebeband die vielen Türen bändigen – und später auch als Knebel dienen. Antonia trägt nicht nur in puncto Dessous dasselbe knallige Gelb (Kostümbildnerin Alexandra Pitz liebt signalhafte Farben) wie ihre Mutter. Auch die Puppe, die ihr Hoffmann schenkt, leuchtet Gelb…
Für den Antonia-Akt hat Fulda ein ebenso inzestuöses wie ingeniöses Konzept entwickelt, über das man rätseln kann, aber nicht muss, weil die ...
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Der «Tannhäuser» als «Problemfall» des Regietheaters? Im vorletzten Heft (OW 3/2007) war davon ausführlich die Rede. Dass es auch anders geht, zeigte jetzt die gelungene Inszenierung des Werks von Uwe Schwarz in Kiel. Dabei hat der Regisseur eigentlich nichts weiter getan, als das Stück ernst zu nehmen, seine Spannungslinien zu verdeutlichen, seine Kontraste zu...
Charpentiers «Louise», anno 1900 an der Pariser Opéra-comique uraufgeführt und in den folgenden Jahrzehnten rund tausendmal auf dem Spielplan des Theaters, konnte ihren Erfolg, wie manch andere Werke, nicht auf Dauer konservieren. Selbst in Frankreich hielt sich die Zahl der Neuinszenierungen in Grenzen, allerdings wuchs in der jüngeren Vergangenheit das Interesse...
Ob dieses Stück seit seiner Uraufführung 1995 wirklich bereits fünfzig Neuinszenierungen erlebt hat, wie gesagt wird? Denkbar wäre es schon. «Powder her Face» hat alles, was eine neue Oper braucht, um in die Stadttheater zu drängen. Einen schnellen, nachvollziehbaren Plot, etwas Humor, etwas Tragödie, etwas Wahrheit, brillante Gesangspartien, wenig Irritationen und...