Holocaust in den Seelen

Partitur der Verängstigung: Johannes Kalitzke und Yona Kim bringen in Stuttgart Chaya Czernowins «Pnima» auf die Bühne

Opernwelt - Logo

Die Kammeroper «Pnima» war die herausragen­de Produktion der Münchener Biennale für Neues Musiktheater im Jahr 2000, sie wurde in der Kritikerumfrage dieser Zeitschrift zur «Uraufführung des Jahres» gewählt. Der ethisch und ästhetisch hoch riskante Versuch der 1957 geborenen israelischen Komponistin Chaya Czernowin, die Judenvernichtung durch die Nazis, genauer: deren Nachhall, in ein Musiktheater zu bannen, erhielt damals durch Claus Guths Regie ein starkes Bild: auf der Bühne ein zerschlissenes leeres Zimmer, darin verloren zwei stumme Darsteller.

Wie jetzt dasselbe Stück am Staatstheater Stuttgart mit Bild, Mensch und Geste fast manisch angefüllt ist, das sieht aus wie das genaue Gegenteil der Uraufführung: Nicht Leere einer Bühne, sondern ihre kunstvolle Bespielung ist das, was die koreanische Regisseurin Yona Kim aus Chaya Czernowins Stück heraushören will. Und es hat seine imaginative Logik.

Der Holocaust in den Köpfen und Seelen der folgenden Generationen, er muss nachbeben – Czernowins Thema. Die Komponistin aus Israel wollte für ihr Musiktheater keine «Geschichte» erfinden, sondern alles der Musik überantworten. Ihre musikalische Fantasie führt sie in eine ungeheuer ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2010
Rubrik: Festivals II / Panorama, Seite 66
von Wolfgang Schreiber

Vergriffen
Weitere Beiträge
Ausgefeilte Gesten, erlesene Töne

Die Kulturnation Österreich feiert ihre Liebe zur Musik im Sommer nicht nur bei den teuer subventionierten Salzburger Festspielen. Fast noch eindrucksvoller sind die vielen kleinen Festivals in der Provinz, wo mit großem persönlichen Einsatz und kleinen Budgets oft auf höchstem Niveau musiziert wird. So etwa bei dem im Jahr 1994 gegründeten Damtschacher Sommer, der...

Höchste Verklärung

Richard Wagner und historische Aufführungspraxis. Darüber kann man wunderbar streiten. Einer, der Zeit seines Lebens an der Modernisierung von Klang und Instrumentarium arbeitete, lässt sich schwer greifen mit den Mitteln historischer Aufführungspraxis. Aber der Versuch lohnt, wenn er frei ist von missionarischem Eiferertum. Es muss ja etwas an dieser Musik gewesen...

Work in progress

Plappern gehört zum Handwerk. Siegfried Matthus, Komponist und Impresario im brandenburgischen Rheinsberg, war noch nie auf den Mund gefallen, wenn es um die Beförderung der eigenen Sache ging. Ohne seine PR-Arbeit wäre die Idee, am Jugendsitz des Preußenkönigs Friedrich II. ein Festival für Nachwuchssänger einzurichten, wohl nie realisiert worden. «Kammeroper...