Hohe Voltzahl, heiße Luft
Während man sich in Mailands Messe-Pavillons seit der Eröffnung der Weltausstellung Expo 2015 am 1.
Mai dem globalen Thema «Welternährung» widmet, erwies man zur Saisoneröffnung an der Scala am selben Abend mit einer Wiederbelebung der «Turandot»-Inszenierung von Nikolaus Lehnhoff (2002) neben Puccini zwei weiteren nationalen Musikgrößen Reverenz: Luciano Berio, dessen Neufassung des von Franco Alfano vollendeten «Turandot»-Finales hier gespielt wurde, und dem gebürtigen Mailänder Riccardo Chailly, der mit dieser Produktion nach längerer Abwesenheit ans Podium des Opernhauses zurückkehrte und seine radikale Lesart der Partitur (nach einer konzertanten Interpretation von 2008) nun weiter vorantrieb.
Chailly, seit Januar Musikdirektor der Scala, liest Puccinis letzte Oper weniger als späten Nachkömmling des italienischen Verismo oder der französischen Grand Opéra, sondern eher im Kontext der Zweiten Wiener Schule. Ein klares Bekenntnis, zumal die musikwissenschaftliche Debatte um das Diktum des Puccini-Fachmannes Michele Girardi von der «unterbrochenen Zukunft der italienischen Oper» mit Blick auf «Turandot» noch längst nicht abgeschlossen ist. Unnachgiebig straff und bisweilen zu ...
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Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Carlo Vitali
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