Himmlisch schön
Es ist nur ein Bild: ein Cover. Aber man würde sich Sorgen machen, wüsste man nicht, dass Bilder verführen sollen. Dieses Bild, es schmückt die neue Aufnahme von Sonya Yoncheva mit Arien aus acht Verdi-Opern, ist mehr als Verführung. Es ist ein Zeichen. Weißwangig-ausgehöhlt, beinahe schwindsüchtig blickt uns die bulgarische Sopranistin an, wie eine Schwester Violetta Valerys. Doch die kommt gar nicht vor im Reigen der Stücke, die Yoncheva, sahnig-samten begleitet vom Münchner Rundfunkorchester unter Massimo Zanetti, singt. Die Heroinen sind andere.
Zum Beispiel Leonora.
Aber die gleich zweimal. Da ist zunächst die Leonora aus «Il trovatore». Geschmeidig wie eine Katze schwingt sich Sonya Yoncheva in ihrem as-Moll-Andantino «Tacea la notte placida» die erste Oktave hinauf. Und auch in der Folge sind ihre Auftakte von betörender lyrischer Eindringlichkeit, die Linien weitgeschwungen und organisch; Phrasen verzögert die Yoncheva, wo nötig (wie etwa vor «un ciel»), agogisch geschickt, portamenti tupft sie zauberhaft leicht. Auch ihre dynamischen Nuancen sind von erlesener Logik und die Spitzentöne, wie im Fall dieser Arie das B, das Leonora zweimal crescendierend ansteuert, leuchtend ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: CD des Monats, Seite 23
von Jürgen Otten
Ob Mozarts «Zauberflöte», Beethovens «Fidelio», Webers «Euryanthe» oder Verdis «Il trovatore» – stets war es der Librettist, der als ewiger Sündenbock der Operngeschichte für ästhetisch problematische Werke haftbar gemacht wurde. Der Geringschätzung seines Metiers entsprach die fehlende öffentliche Anerkennung und intellektuelle Auseinandersetzung. Erst der...
«Du gehst zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!», notierte ein bekannter deutscher Philosoph. Auch ein anderer deutscher Philosoph vergisst nun am Theater Regensburg die Reitgerte nicht, wenn er sich mit seiner Lieblingsstudentin für erotische Spiele der besonderen Art trifft. Bis er, halb nebenbei, halb provozierend, einen studentischen Nebenbuhler als «Jud»...
Dieser dreieinhalb Tonnen schwere, entwurzelte Stamm: ein wahrhaft gewichtiges Symbol der Unterdrückung. Am Schluss schwebt das Ungetüm, von mächtigen Winden in die Höhe gewuchtet, gen Decke davon: Die Schweiz ist frei. Nach Palermo kam der Baum aus London, wo er in Damiano Michielettos provokanter «Guillaume Tell»-Inszenierung an Covent Garden seinen ersten...