Handfeste Komödie
In Dresden, der Stadt seiner Uraufführung, kam schon 1948, kurz nach dem Krieg, ein neuer «Rosenkavalier» heraus. Die Produktion bildete die Grundlage für eine Rundfunk-Studioaufnahme, die nun unter Verwendung der Originalbänder für die verdienstvolle Reihe «Semperoper Dresden» auf CD erschienen ist.
Allerdings wurde die Premierenbesetzung in fast allen wichtigen Positionen ausgetauscht. Auch am Dirigentenpult gab es einen Wechsel.
Statt Joseph Keilberth übernahm (dessen GMD-Nachfolger) Rudolf Kempe die Leitung, der sich neben Karl Böhm zum maßgeblichen Strauss-Dirigenten seiner Zeit entwickeln sollte. Sein recht forsches, mitunter stürmisches Dirigat meidet alle Süßlichkeit und Nostalgie, die raschen Tempi lassen – vor allem im ersten Akt – der Konversation wenig Raum. Die Gesamtkonzeption zielt auf die handfeste Komödie, zu der die Staatskapelle Dresden oft derbe, krachende Kommentare beisteuert. Das Orchester zieht alle Register, schwelgt ebenso in den Wal-zerfolgen des dritten Akts.
Bei den Sängern bleibt mancher Wunsch offen. Hätte Strauss sich durchgesetzt, hieße die Oper «Ochs von Lerchenau» – und Kurt Böhme, der in dieser Partie später weltberühmt wurde, nimmt das zum ...
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Die Heilige ist nackt. Splitterfasernackt. Mit dem Rücken zu uns, embryotisch gekrümmt, liegt Maddalena (Randi Lund) an der Bühnenrampe, Schutz suchend, wo nur spitze Schuhe sind. Mehrfach, fast obsessiv, tritt ihr ein blondgewellter Mann in hellblauem Anzug und verspiegelter Sonnenbrille mit ungeminderter Wucht in den Schoß, selbst vor der Apostelin der Apostel...
Am besten funktioniert noch immer das Original. Auch wenn es wie hier eine Reduktion ist von Beethovens Arie auf Florestans schmerzvolle Gesangslinie, gestützt von einem dürren, solistisch besetzten Instrumentalgerüst. Sein Schrei nach dem «himmlischen Reich» beendet diese 70 Minuten, die so etwas sind wie «Fidelio 2.0». Eine musiktheatralische Untersuchung der...
58. Jahrgang, Nr 8
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