Halfpipe des Lebens
Die Bühne stellt das aufgeschnittene Untere eines Schiffsrumpfs dar, oder eine sehr große Halfpipe. Nicht einfach, da hineinzurutschen; noch schwerer, wieder herauszukommen. Von oben, vom Rand aus, ist es ein Abgrund. Mit Michael Thalheimers Konzept für seinen «Macbeth» an der Opera Vlaanderen hat das zu tun, insofern Henrik Ahrs streng geteilter Raum eine rigide Konzentration auf das bedeutet, was hier der Fall ist, Verdis finsterstes Melodramma über Macht und Tod.
De facto sehen wir Rampentheater, denn das Wesentliche spielt sich vorne und in der Mitte ab: Ziemlich verstört schaut Macbeth uns an, als ihm die blondperückten Hexen seine künftige steile Machtkurve verkünden. Er kann es gar nicht glauben: König? Die Blonden wissen auch schon, wozu ihn seine Lady erst anschubsen muss, dass der Weg zur Macht nämlich über Leichen geht. Craig Colcloughs Macbeth-Bariton ist einer von der gelegentlich etwas gnarzigen Art, der er dann aber auch manches eindrucksvolle Flüsterpiano, allerhand Hohlklänge des Verschwörerischen zuzusetzen weiß. Oder des Entsetzens, wenn er all das Blut bemerkt.
In Thalheimers Inszenierung von Heiner Müllers «Macbeth»-Zuspitzung 2018 am Berliner Ensemble war ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Panorama, Seite 34
von Holger Noltze
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