Gute Nacht
Den Geburtsfehler haben schon anlässlich der Uraufführung 1981 an der Deutschen Oper Berlin hellsichtige Kritiker wie Joachim Kaiser beschrieben: «Zur Oper fehlt es ... an Gestalten, fehlt ihr die Handlung, Gedichte, Zitate, Figuren, Überraschungen, Haltungen». Das empfindet man heute noch genauso.
«Aus Deutschland», Mauricio Kagels Versuch über die deutsche Romantik anhand einer Verkettung neu vertonter Liedertexte, hat inzwischen Patina angelegt, denn das, was dem genialen, vor zwei Jahren verstorbenen Deutsch-Argentinier in anderen Werken wie seiner Antioper «Staatstheater» gelang – nämlich die Entzauberung von Topoi mittels Satire und Provokation – geht hier nicht mal mehr als Provokatiönchen durch.
Auch nicht, wenn ein Provokateur wie Calixto Bieito sich damit auseinandersetzt. Bieito ordnet sich den Formprinzipien der Partitur unter: Er reiht aneinander und schichtet übereinander. Und das mit beträchtlichem Materialaufwand und seinen exzessiven Mustern. Inmitten eines eher an die Shakespeare-Bühne als die deutsche Romantik erinnernden, beeindruckenden Fachwerkhauslabyrinths (Bühne: Rebecca Ringst) lässt Bieito ein Pandämonium deutsch-romantischer und -pseudoromantischer ...
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