«Gute Kunst ist immer aktuell»
Herr Gerhaher, der Bühnenverein hat vor einiger Zeit mitgeteilt, dass Theater und Konzertsäle über 80 Prozent Auslastung melden, manche Häuser sprechen sogar von weit über 90 Prozent. Ist die Krise ist überwunden?
So etwas hört man. Die Frage ist nur, wie belastbar diese Zahlen sind. Es könnte ja auch bedeuten, dass viele kommen – aber manche nicht zahlen müssen. Allerdings glaube ich tatsächlich im Lied-Bereich zu bemerken, dass sich die Veranstalter nach der Pandemie wieder stabilisiert haben, auch dass mehr junge Menschen im Publikum sind.
Aber das ist natürlich nur mein Eindruck. Vielleicht geht es mit dem Kunstlied auch bergab, und ich sehe es noch nicht ganz realistisch. Ganz allgemein aber finde ich in diesem Zusammenhang: Das mit dem zopfigen Zeug könnte jetzt aufhören. Damit meine ich die Haltung, dass etwas rein aus Tradition heraus veranstaltet wird. Ich bin hier für eine Radikalität – aber nicht im Sinne einer Umdeutung, einer Aktualisierung. Die Kunst, die ja existenzielle Dinge anspricht, muss sich auch als solche zeigen dürfen. Und ich finde, sie gehört einfach nicht in den Bereich der Unterhaltung und Dekoration gesteckt.
Aber ist es nicht vielmehr so, dass sich ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Interview, Seite 32
von Markus Thiel
Und kein Traum ist völlig Traum», so heißt es doppeldeutig in Arthur Schnitzlers «Traumnovelle». Dieselbe Assoziation stellt sich beim Betrachten des CD-Covers ein, vermittelt über «Eyes Wide Shut», Stanley Kubricks filmischen Schwanengesang auf Schnitzlers Spuren. Denn es zeigt Karine Deshayes und Jérôme Correas mit geschlossenen Augen, als träumten sie Mozarts...
Anders als Schubert und Schumann hat der Liederkomponist Brahms keinen wirklichen Zyklus geschrieben, wenn man als Bedingung der Form eine lineare Dramaturgie voraussetzt. Am nächsten ist er ihr noch mit den «Romanzen aus Ludwig Tiecks Magelone» op. 33 gekommen. Die Texte der fünfzehn sukzessiv in den Jahren 1861 bis 1868 entstandenen und in fünf Einzelheften...
Herr Pascal, wann und warum wurde das Ensemble «Le Balcon» gegründet?
Es war exakt der 17. November 2008. Das heißt, mit unserer Aufführung des ersten Teils von Stockhausens «Sonntag aus Licht» in der Cité de la musique haben wir kürzlich unser 15-jähriges Jubiläum gefeiert. Das erste Konzert von «Le Balcon» fand nur wenige Meter von hier statt, im Conservatoire de...