Groucho auf Naxos
Zunächst denkt man sich: nicht übel, das alles; aber eben auch naheliegend, das, was man im Vorspiel der «Ariadne auf Naxos» halt so macht, vielleicht beim Komponisten und dem Musiklehrer sogar allzu bewusst ausgestellt.
Doch solche Gedanken werden mehr und mehr verscheucht von der Art, wie Strauss' und Hofmannsthals Schöpfung an der Opéra national du Rhin daherkommt: hellwach, mit großer Neugier auf die Gestalten, auf das, was sich zwischen ihnen begibt, auf das allmähliche Interesse, das die eine (auf Nicky Rietis zur Renovierung anstehender Villa oder der Felseninsel) in dem anderen weckt – was bald auch heißt: auf das, was die Sache der einen in dem anderen weckt. Immer mehr ist man von der spürbar peniblen Sorgfalt beeindruckt, mit der da szenischer und musikalischer Anteil sich gegenseitig befruchten, ja, beschwingen und immer so deutlich erzählen, dass die Aufführung für den «Ariadne»-Neuling als ideale Erstbegegnung mit dem Werk taugen kann. Stärkstes Indiz: die ungewöhnlich hohe Textverständlichkeit.
Inszeniert hat André Engel. Was ihn offenbar am meisten beschäftigt, ist das zentrale Thema der Verwandlung. Der Kuss Zerbinettas für den verdatterten Komponistenjüngling, die ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Dichter kann ein Opernmonat kaum sein. Abseits der Metropolen kommt Franz Schreker endlich einmal wieder zu seinem Recht. Chemnitz holt den «Schmied von Gent» aus dem Vergessen, und Augsburg setzt sich für «Der ferne Klang» ein. Die musikalischen Ergebnisse rechtfertigen in beiden Fällen den Aufwand. In Berlin rivalisieren Staatsoper und Komische Oper in Sachen...
Zwei Opern standen im Mittelpunkt der 33. Karlsruher Händel-Festspiele: «Radamisto» als Wiederaufnahme vom Vorjahr und «Ariodante» in einer Neuinszenierung durch Peer Boysen. Musikalisch bewegten sich beide Aufführungen auf gleichermaßen hohem Niveau. Szenisch konnte Boysens routiniertes Rampentheater mit der streng historischen Bewegungschoreografie Sigrid...
Was sich leicht singt, ist schwer zu schreiben. Es gab und gibt immer nur wenige Komponisten, die sich mit der menschlichen Stimme als Instrument befassen. Dabei geht es weniger um Fragen des Umfangs oder der Dynamik als um die Balance der Lagen, um physische Spannung und Entspannung, um das Verhältnis von Klang und Emotion. Für Stimmen komponieren bedeutet mehr,...