GRETE, DAS GENIE
Die Verwüstung, die die NS-Propaganda angerichtet hat, hinterlässt in den Spielplänen bis heute ihre Spuren. Unter den seinerzeit verfemten Werken aus den Jahren 1900 bis 1935 befinden sich großartige, musikgeschichtlich wichtige Opern und Operetten, die zum Teil nach wie vor nicht gänzlich rehabilitiert sind.
Die Staatsoper Prag präsentiert nun mit der (vom Auswärtigen Amt finanziell unterstützten) Reihe «Musica non grata» erstmals einen umfangreichen Überblick – was schon deswegen Sinn ergibt, weil die Stadt für die ausgesuchten Werke eine eminent wichtige Bedeutung besaß: Zemlinsky leitete hier die Uraufführung von Schönbergs »Erwartung«, die nun ebenfalls programmierten Schreker, Korngold, Mahler, Weinberg, Weinberger, Schulhoff, Abraham wurden in Prag aufgeführt (und leiteten selbst einige Aufführungen), große Sänger und Dirigenten machten Station.
Zum Auftakt der Reihe präsentierte das Nationaltheater Franz Schrekers Erstling »Der ferne Klang«, der seinem Komponisten 1912 den internationalen Durchbruch bescherte. Das Künstlerdrama – expressionistisch und musikreligiös, hochromantisch und sozialkritisch, orientalistisch und revuehaft – traf den Nerv der Epoche. Heute wirkt ...
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Opernwelt Mai 2022
Rubrik: Panorama, Seite 55
von Stephan Knies
Ursprünglich war die Mainzer Premiere von Luigi Nonos «Al gran sole carico d’amore» für den 14. März 2020 geplant, musste aber nach der Generalprobe wegen des Corona-Lockdowns abgesagt werden. Dass sie nach genau zwei Jahren doch noch stattfand, war ein Glücksfall – für das Haus, für das Stück. Die spiel- und gesangstechnischen Ansprüche der durch Live-Elektronik...
Ach ja, das Leben. Schön ist es und schwer, doch nie ganz ohne Hoffnung, schließlich ist das Träumen bei allen Schicksalsschlägen, die man im Verlauf der (wie eine Windsbraut vorüberrauschenden) Jahre oder Jahrzehnte erleidet, immer erlaubt. Auf der Suche nach Beispielen für diese wehmütig-utopische Seins-Anschauung wird man in den beiden naturalistischen Romanen...
Natürlich ist es verrückt, beklemmend und auch bizarr, wenn man jetzt in eine Musiktheateraufführung geht, in der die Welt in Trümmern liegt, die Oper kaputt ist und seltsam seelenlose Wesen die Szenerie beherrschen. Wäre Ole Hübners Oper «opera, opera, opera! revenants and revolutions» wie geplant vor zwei Jahren bei der Münchner Musiktheater-Biennale 2020...
