Goodbye, Pfitzner
Als eine der bedeutendsten Opern des 20. Jahrhunderts erlebt Hans Pfitzners zwischen 1909 und 1915 entstandener «Palestrina» gerade wieder eine seiner periodischen Konjunkturen mit Neuinszenierungen in München/Hamburg, Frankfurt a. M. und jetzt Zürich. Pfitzners spätere Verstrickung in den Nationalsozialismus muss dabei nicht zwingend eine Rolle spielen.
Die Auswertung seiner in den «Mitteilungen der Pfitzner-Gesellschaft» publizierten Spielpläne und seines Wirkens als Straßburger Stadtmusikdirektor 1907 bis 1918 hat mittlerweile gezeigt, dass er während der Arbeit an seinem Opus magnum weder chauvinistisch oder antisemitisch noch antimodern war. Er gedachte dort seit 1911 alljährlich des Todestages Gustav Mahlers mit Aufführungen seiner Sinfonien, setzte gegen den Widerstand antisemitischer und antifranzösischer Kreise die Aufführung von Werken jüdischer und französischer Komponisten bis hin zu Meyerbeer und Thomas unter eigener Leitung und die Aufnahme jüdischer und französischer Musiker am Konservatorium und im Orchester durch, er bemühte sich, «Pelléas» und «Elektra» herauszubringen, erteilte Debussy einen Kompositionsauftrag, holte Otto Klemperer an seine Seite und ...
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Opernwelt Februar 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Boris Kehrmann
Opernaufführungen in bourgeoisem Ambiente anzusiedeln – vorzugsweise in Treppenhäusern bürgerlicher Villen – scheint en vogue. Claus Guth hielt dies schon öfter so, bei seinem «Fliegenden Holländer» in Bayreuth beispielsweise oder beim Salzburger «Figaro». Auch Mariame Clément verortete Rameaus «Castor et Pollux» in ähnlichem Ambiente, suchte den Dioskuren-Mythos...
Als Kassenfüller scheint sich das Stück nicht so recht zu eignen. In Saarbrücken verlieren sich 250 Besucher in der Donnerstagsvorstellung, tags drauf in Hannover ist der Saal bestenfalls halbvoll – trotz jeweils guter Besprechungen. Dass «Ariadne auf Naxos» bei Kritikern beliebter ist als beim Publikum, mag mit der Struktur der Oper zusammenhängen. Der Kunstsinn,...
Das konnte nur anders, nur besser werden. Der Blick ins Archiv ruft geradezu grauslige Erinnerungen wach. 1971/72: erst Wagners «Tristan», vom einst großen Titelsänger Wolfgang Windgassen als Regisseur schmählich vertan, dann Gounods «Roméo et Juliette», auf der Szene desaströs vermurkst. Beide Male mit einem älteren Kapellmeister am Pult, der den Geist der Werke...