Glaubwürdigkeit ist alles

Cristina Gallardo-Domas über den Verfall der Werte, die Notwendigkeit von Vorbildern und Schwierigkeiten mit dem Regietheater

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Frau Gallardo-Domas, Sie haben Ihr Debüt 1990 als Butterfly in Santiago de Chile gegeben. Butterfly gilt als «Killerpartie»: das Gegenteil einer klassischen Anfängerinnenrolle. Haben Sie einmal gedacht, dass Sie Ihre Karriere vielleicht nicht unbedingt mit einem so schweren Kaliber hätten beginnen sollen?
Damals habe ich nicht wirklich gedacht. Es ist einfach so passiert. Ich habe am Teatro Municipal vorgesungen und bekam umgehend einen Anruf, ob ich in «Butterfly» würde mitwirken wollen. Ich dachte, die wollten mich als Kate Pinkerton – und habe zugesagt.

Als ich dann verstand, dass ich die Titelpartie singen sollte, war es zu spät, um abzusagen. Ich habe die Partie nach meinem Debüt ­einige Jahre nicht angerührt und sie erst wieder unter Antonio Pappano an Covent Garden gesungen. Natürlich ist es eine Rolle, die einen umbringen kann. Allein schon wegen der Emotionen. Es ist sehr schwierig, zwischen dem Drama und dem rein ­vokalen Teil zu trennen. Ich kenne viele Kolleginnen, die deshalb Angst vor der Partie haben. Sie versuchen, eine Dis­tanz zu der Figur zu wahren, um sich selbst zu schützen. Aber bei Cio-Cio-San ist das eigentlich unmöglich. Genauso bei Suor Angelica. Nicht ...

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Opernwelt Juni 2006
Rubrik: Interview, Seite 30
von Jochen Breiholz

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