Glänzende Gitterstäbe

Janácek: Aus einem Totenhaus Straßburg / Opéra national du Rhin

Ist der Eiserne Vorhang erst oben, erblickt man ein haushohes Raumrechteck aus grauem Stein, dessen vierte, vordere Wand wir uns natürlich denken müssen. Radu Boruzescus Bühne für Leos Janáceks «Aus einem Totenhaus» weckt klaustrophobische Empfindungen: ein Gefängnis, dem niemand entkommt. Darin eine wie erdverhaftete, schattenwerfende Männergruppe, gesichtslos, einer wie der andere, aus der heraus sich Stimmen erheben, gleichsam anonym, niemand Speziellem zuzuordnen: ein Dialog ausgelöschter Individualitäten. Das ist nah am Werk.

Wenn sich aus der Masse Konfessionen lösen, Missetaten berichtet, hervorgestoßen oder auch herausgeschrien werden, werden die Gesichtslosen für kurze Zeit durchs Bühnenlicht zu Personen, danach aber wieder vom namenlosen Kollektiv aufgesogen.

Robert Carsen hat inszeniert. Die Opéra national du Rhin bringt damit dessen Janácek-Zyklus zu Ende, der zum Teil aus Übernahmen von der Vlaamse Opera in Antwerpen und Gent besteht, der früheren Wirkungsstätte des Intendanten Marc Clémeur, zum anderen Teil aus Neuproduktionen. Diese ist neu. Der kanadische Regisseur folgt der Vorlage genau, und er tut’s, ohne sich vorzudrängen. Keine Einwände also? Doch. Die Optik ...

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Opernwelt November 2013 2013
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Heinz W. Koch

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