Gerappt
Wagner-Opern als Freilichtaufführungen sind selten, denn die Musik verliert dabei fast immer. Wo elektronisch verstärkt und übertragen wird, gehen nicht nur Unmengen an Feinheiten flöten, sondern auch das räumliche Hören. Umgekehrt werden Fehler und Schwächen gnadenlos offengelegt. Trotzdem war «Rienzi» beim Meininger Theatersommer schon deshalb ein Erlebnis, weil Andreas Schager die heikle Titelpartie erstaunlich gut bewältigt. Von diesem Tenor wird man, wenn er klug mit seinen Möglichkeiten haushaltet, noch viel Erfreuliches hören.
Freilicht-Oper folgt nicht nur akustisch, sondern oft auch szenisch eigenen Gesetzen. Sie peilt ein breiteres Publikum an, entsprechend einfach und plakativ geht es meist zu. In diese Kategorie fällt die Inszenierung von Wolfgang Gratschmaier. Er versetzt die Handlung um Cola di Rienzi, den römischen Staatsmann und Volkstribun, der 1354 ermordet wurde, einfach um tausend Jahre in die Zukunft. Was man durchaus als kleine Spitze verstehen kann: Bekanntlich hatte der Führer des 1000-jährigen Reiches ein Faible für «Rienzi». Auch die Computer-Logbücher der Rienzi-Enterprise im Internet lesen sich lustig. Allerdings wird die Sternzeit des Jahres 2354 nur ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Monika Beer
Das Stück beginnt lange vor dem Stück. Während die freilufterfahrenen und mit Kissen ausgerüsteten Schweriner ihre Plätze suchen, tummelt sich das «Freischütz»-Volk schon auf der Bühne. Es lacht und trinkt, die Mädchen machen schöne Augen, die Männer zielen auf eine Scheibe. Die Ouvertüre setzt ein, alle geben die Bühne frei für das Orchester, allerdings nur im...
Ponnelle! So schießt es einem unwillkürlich durch den Kopf, wenn der Zürcher Vorhang sich zu Mozarts «Il re pastore» öffnet. Wie’s der große Jean-Pierre so oft praktizierte: ein üppig-barockes Brunnen-Ambiente der wülstig wuchernden Treppen-Symmetrie mit einigem Symbolgetier. Indes, Luigi Perego war’s wieder mal. Er kleidete Mozarts Huldigungs-«Serenata» ein....
Der Vorgang ist von bezwingender Wirkung. Er ereignet sich im vierten Akt, der am Vorabend der «Bartholomäusnacht» spielt. Zehntausende Protestanten (= Hugenotten) fielen 1572 einem vom katholischen Königshaus gesteuerten Mordkomplott zum Opfer. Wenn der versammelte Pariser Mob – von fanatischen Mönchen auf die Bluttat als «heilige Sache» eingeschworen – in der...