Ganz vorne in der zweiten Reihe

Sein Leben lang war Hans Günter Nöcker eine Stütze legendärer Ensembles: erst in Stuttgart, ab 1960 dann für mehr als vierzig Jahre an der Bayerischen Staatsoper. Daneben gastierte der dramatische Bariton in Berlin und Wien, in Mexiko und an der Scala. Im «Opernwelt»-­Gespräch erzählt er von der Arbeit mit Regisseuren wie Günter Rennert und Wieland ­Wagner und Dirigenten wie Joseph Keilberth und Ferdinand Leitner; er berichtet von seinen Erfahrungen mit der musikalischen Moderne und verrät, warum ihm Leonard ­Bernstein nach einer «Meister­singer»-Vorstellung um den Hals fiel

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Auch wenn Hans Günter Nöcker eigentlich ein pragmatischer, eher unsentimentaler Mensch ist, dieser Toast auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper zu seinem 75. Geburtstag am 22. Januar 2002 rührte den Herrn Kammersänger zu Tränen, hatten doch alle Anwesenden spontan in das «Happy Birth­day» von Chor und Solisten auf der Bühne des Nationaltheaters nach dem Ende der «Verkauften Braut» eingestimmt: «Ein gewaltiger Eindruck auf dieser Riesenbühne vor zweitausend Zuhörern».


Das Publikum freilich wusste, wen es da feiert, denn in München hat Nöcker über vierzig Jahre lang – von 1960 bis zum 1. Dezember 2003, als er sich in der Rolle des Krusina aus der «Verkauften Braut» von der Bühne verabschiedete, die großen Rollen des dramatischen Bariton-Fachs gesungen – und nicht nur die: Scarpia und Onegin, Holländer, Telra­mund, Gunther und Klingsor, Jo­chanaan, Orest, Mandryka und den Jupiter in «Die Liebe der Danae», Lindorf, Coppelius, Mirakel, Dapertutto im «Hoffmann», immer wieder bis ins hohe Alter den Vater in «Hänsel und Gretel», aber auch Sachs und – erst relativ spät, aber mit umso größerem Erfolg – 1979 den Beckmesser an der Seite Dietrich ­Fischer-Dieskaus, «für mich der größte ...

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Opernwelt September/Oktober 2005
Rubrik: Retrospektive, Seite 84
von Klaus Kalchschmid

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