Fremde Körper

Monteverdi/Schwab: Odysseus’ Heimkehr
BIELEFELD | THEATER

Claudio Monteverdis «Il ritorno d’Ulisse in patria» ermöglicht immense musikalische Freiheiten – die Instrumentation dieser Oper ist bekanntlich nicht überliefert, die «Partitur» enthält nur Melodie- und Gesangslinien sowie den bezifferten Bass. In Pandemie-Zeiten eine ideale Ausgangslage für ein Opernhaus, da eine reduzierte Besetzung möglich ist. Die Dramaturgie des Theaters Bielefeld ging noch einige (kühne) Schritte weiter.

Sie beauftragte den Komponisten Sebastian Schwab mit einer Überschreibung des frühbarocken Werks und eliminierte gleich noch Nebenhandlungen wie Götter-Figuren.

Die von Wolfgang Nägele schnörkellos inszenierte Handlung konzentriert sich auf das Trio der Kernfamilie – also Odysseus, seine Gattin Penelope und deren gemeinsamen Sohn Telemaco –,  sowie jene fünf Freier, die Penelope bedrängen. Der Chor singt aus dem Off. Zudem wurden dem Original-Libretto von Giacomo Badoaro Texte von Francesco Petrarca und Dagmar Leupold zugefügt.

In der Mitte von Timo Dentlers und Okarina Peters Bühne schlängelt sich eine Wendeltreppe gen Bühnenhimmel, das karge Mobiliar und Kostüme verweisen auf die frühen 1950er-Jahre, in denen Tausende durch das Erlebte traumatisierte ...

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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Regine Müller

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