Flotter Dreier

Luzern | Adam: Le Toréador

Frau zwischen zwei Männern – wie viele französische Filme variieren dieses Stereotyp? In der Oper des 19. Jahrhunderts stand dem offenen Umgang mit solchen Dreiecksbeziehungen freilich die sittenstrenge Zensur im Weg – zumal in Italien, aber auch in Paris. So ist es ein Glücksfall, dass nach der Revolution von 1848 die Theaterzensur kurzzeitig aufgehoben war und Adolphe Adam – wer kennt etwas von ihm außer der Arie vom «Postillon von Longjumeau-eau-eau»? – die Chance ergriff, die pikante Konstellation mit einer nicht minder pikanten Musik auf die Bühne zu bringen.



«Le Toréador ou L’accord parfait» macht schon im Titel deutlich, dass erst drei einen vollkommenen Akkord bilden. Dennoch haben Adam und sein Librettist Sauvage auf die Empfindlichkeiten ihres Publikums Rücksicht genommen und ihre Geschichte ins 18. Jahrhundert zurückdatiert. Der nostalgische Verweis auf die damals in Paris spielenden italienischen Theatertruppen garantiert Distanz und ironische Brechung zugleich: Coralines Verehrer Don Belflor kündigt sich jeweils an, indem er ihre Lieblingsarien auf der Flöte bläst. Die «opéra-bouffon» von 1849 ist Theater über Theater, Musik über Musik – in der Luzerner Bearbeitung mit ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2012
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Anselm Gerhard

Weitere Beiträge
The last Hurrah

Einmal noch Salzburg. Ein letztes Mal. Ab 2013 wechseln die Berliner Philharmoniker mit «ihren» (so das brandneue, schicke Magazin des Orchesters) Osterfestspielen bekanntlich nach Baden-Baden. Über das Possessivpronomen kann man streiten. Gewiss, Herbert von Karajan hat das Festival 1967 mit der Absicht begründet, Qualitäten und Kapazitäten des Klangkörpers auch...

Phantombegriff, Zauberwort

Sinnlichkeit auf der Bühne und intellektuell-übersinnliche Diskurse schließen einander nicht aus. Zu Zeiten von «Regietheater» und «Postdramatik» geht es um Grundfragen zum Komplex Werk/ Werktreue. Haben die Begriffe noch Sinn? «Was ist Werk, was Treue?», lautet der Untertitel eines Buchs, dem ein Symposium von 2010 zugrunde liegt, Teil des Zürcher...

Magie und Mechanik

Im Paris des 19. Jahrhunderts war Daniel-François-Esprit Auber ein Star. Ein Theaterkomponist, der nicht belehren, sondern unterhalten wollte. Ein brillanter Handwerker, der genau wusste, wie man mit Stimmen und Orchester Effekte erzielt. Die klare Satztechnik hatte er sich von Haydn und Mozart, die verführerische Melodik von Rossini abgeschaut. Er war auch ein...